Der Abwasch der Woche Einmal tief durchatmen, bitte!

Die Wahl ist vorbei. Deutschland bekommt eine neue Regierung. Und sonst? Die SPD ist platt und Münte putzt die Platte. Merkel stellt das Menscheln ein, und Westerwelle lässt die Luft aus den Backen. Und wer macht jetzt den Dreck weg?

Es ist vollbracht. Die Wahl ist erledigt. Die SPD ist erledigt. Die Versprechen – Steuern runter, Hartz IV rauf – sind erledigt. Mögen sie alle in Frieden ruhen. Nach dem ganzen Tamtam nutzen wir jetzt einfach mal die Gelegenheit und legen eine kleine Schweigeminute ein:

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Vielen Dank. Und nun alle tief durchatmen und: Ufff. Geschafft.

Gut, dass wir es hinter uns haben. Denn Wahlkampf ist nicht nur schön. Wahlkampf kann richtig schmutzig sein. Wahlkampf ist auch die Zeit, wo selbst sonst eher extrem zurückhaltende Politiker mal so richtig den Mensch rauslassen und tiefe Einblicke gewähren, wer daheim den ganzen Dreck macht beziehungsweise wegmacht.

Nehmen wir, nur zum Beispiel, die Kanzlerin, die ja auch, wie wir aus dem in dieser Hinsicht einigermaßen vertrauenswürdigen Fachorgan "Emma" lernen, "eine Frau ist". Man kann das, wenn wir "Emma" richtig verstehen, erstens an den Hosenanzügen erkennen, zweitens an der Frisur und drittens… aber da müssen wir jetzt im Wortlaut durch:

"Ich koche gern und wann immer ich kann. Gerade am Wochenende habe ich Johannisbeerkuchen gebacken!", sagt die Kanzlerin, also die Frau und Menschin Merkel.

"Hoffentlich nicht mit so viel Zucker. Der schmeckt ja sauer am besten", gibt "Emma" zurück, also die Frau Schwarzer (die Jüngeren werden sich erinnern - die Alice aus der Dr. Oetker-Werbung)

"Zucker? Kommt bei mir nur auf die Streusel", stellt die Frau Merkel klar.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Ja, wenn das so und damit also geklärt ist, kann man bzw. frau sich dem Thema Mann bzw. Herr Sauer zuwenden: "Kocht oder backt der auch schon mal?"

"Mein Mann kocht nicht, er kauft meist ein und ich schreibe ihm am Freitag einen Zettel - und dann kauft er fürs Wochenende ein."

"Liebling, ich habe die Partei geschrumpft"

Soweit "Emma", das folgende Kapitel Waschmaschine und Putzen sparen wir uns. Lieber zurück ins wahre Leben, wo Frau Merkel wieder ganz Kanzlerin ist und gleich montags nach der Wahl den Herrn Steinmeier anruft, der nicht Kanzler geworden ist, um ihm zu sagen, dass er nicht glauben solle, er könne den Rest seiner Außenministerzeit auf einer Gesäßhälfte absitzen, nur weil er jetzt die SPD-Fraktion bzw. was von der übrig ist anführen muss - schließlich muss ordentlich weiterregiert werden, bis Guido dann in ein paar Wochen den Laden übernimmt und/oder schmeißt.

Wir sehen: Nach der Wahl ist nicht immer alles sofort ganz anders. Nur Münte heißt jetzt Siggi, vorübergehend jedenfalls, und übernimmt die Hauptrolle im Film "Liebling, ich habe die Partei geschrumpft." Vor kurzem ist er zu seiner Freundin Michelle gezogen, von der alten Wohnung im Plattenbau in einen Kreuzberger Altbau. Demnächst räumt er auch sein Zimmer im Willy-Brandt-Haus Man könnte auch sagen: Er putzt die Platte. Aber so ganz trauen manche dem Frieden nicht. Wir vom Abwasch nehmen jedenfalls noch Wetten entgegen, wann Müntefering zum dritten Mal SPD-Vorsitzender wird. Und erwarten derweil ganz aufgeregt, wie demnächst, wenn der Außenminister von der Kanzlerin in seinen neuen Job als SPD-Fraktionschef entlassen sein wird, das feurige Duell Steinmeier gegen Merkel fortgesetzt wird. Nach der Wahl ist schließlich vor der Wahl. Hat hier übrigens jemand schon mal ein paar Amphetamine übrig?

Nach dieser Wahl ist nicht wirklich alles anders

Dabei: Es hätte nicht so kommen müssen. Man hätte nur mal jemanden mit politischer Nahkampferfahrung fragen sollen. Joschka Fischer zum Beispiel. Der hätte dann gesagt: Schmeißt euren ollen Plakatkrempel weg und macht neue: Nehmt die Merkel, den Westerwelle und den Joe von der Deutschen Bank und schreibt: Die Regierung Ackermann! Wollt Ihr die?

Das hätte der Fischer gemacht und alle hätten natürlich gerufen: I wo. Igitt. ´türlich nicht. Und dann brav Rotgrün gewählt.

Da aber keiner mehr richtig auf ihn hört, haben wir jetzt den Salat bzw. Schwarz-Gelb. Aber irgendwie ist nach dieser Wahl, Verzeihung, dass wir uns wiederholen, wirklich nicht alles anders. Nur die FDP ist ein bisschen größer und die CDU/CSU ein bisschen kleiner. Aber merken kann man´s nicht so richtig. Die geschwächte Merkel hat erst mal klar gemacht, was geht bzw. nicht (Kündigungsschutz abschaffen, Mindestlöhne wieder abschaffen, viel Geld rausschmeißen). Und der gestärkte Westerwelle hat erst einmal die Luft aus den dick aufgeblasenen Backen gelassen und gesagt, das "das gesamte FDP-Programm verhandelbar" ist.

Und nun malen wir uns schon mal aus, wie das zugehen wird nächste Woche bei den Koalitionsverhandlungen.

Guido: "Das mit dem Kündigungsschutz, Angela, würdest du das eventuell zurücknehmen?"

Angela: "Nein."

Guido: "Na gut. Dann ist die Sache für mich erledigt."

Der Rest ist - Schweigen. Gerne länger als eine Minute.