Deutsche Schulen im Vergleich Der Norden muss nachsitzen

Im Süden nichts Neues. Der neue Schulleistungsvergleich der Länder hat die Ergebnisse aus vergangenen Jahren bestätigt und Deutschland ein erhebliches Nordsüd-Leistungsgefälle attestiert. Schlusslicht sind die Schulen in Bremen.

Erneut haben Schüler im Süden Deutschlands bei dem neuen Länder-Schulleistungsvergleich am besten abgeschnitten. Klare Sieger sind nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg. Aber auch Sachsen und Rheinland-Pfalz konnten sich in der Spitzengruppe platzieren. Zum Teil gilt dies auch für Hessen. Schlusslicht in fast allen Disziplinen ist Bremen.

Die Untersuchung, die erstmals auf Basis der neuen bundesweiten Bildungsstandards durchgeführt wurde, löst den bisherigen PISA- Bundesländer-Vergleich ab. Die Ergebnisse werden an diesem Mittwoch von der Kultusministerkonferenz in Berlin veröffentlicht. Getestet wurden die Leistungen von 41 000 Schülern der 9. Klasse in Deutsch und Englisch. 1500 Schulen nahmen teil.

Wie schon bei früheren PISA-Bundesländervergleichen stellten die Forscher vom Berliner Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) ein großes Leistungsgefälle zwischen dem Norden und dem Süden der Bundesrepublik fest. Beim Leseverständnis im Fach Deutsch - der wichtigsten Schlüsselkompetenz für das Lernen - hatten bayerische Schüler gegenüber Gleichaltrigen aus Bremen im Schnitt einen Wissensfortschritt von über einem Schuljahr. Beim mündlichen Textverständnis betrug der Abstand sogar fast eineinhalb Jahre.

Erneut belegt der Test die extrem hohe Abhängigkeit von sozialer Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland. Bundesweit hat ein Kind aus der Oberschicht gegenüber einem Schüler aus einer Facharbeiterfamilie auch bei gleicher Intelligenz und Lernvermögen eine 4,5 mal so große Chance, ein Gymnasium zu besuchen.

Besonders ausgeprägt ist das soziale Bildungsfälle in Baden- Württemberg und Bayern, wo die Chancen von Akademikerkindern gegenüber gleichintelligenten Facharbeiterkindern 6,6 beziehungsweise 6,5 mal so hoch sind. Negativ-Werte in Sachen sozialer Förderung werden auch in Niedersachsen (5,8 mal), Schleswig-Holstein (5,6) und Nordrhein- Westfalen (5,5) erreicht - während in Berlin mit 1,7 der beste Wert erzielt wird.

Fast 18 Prozent aller Neuntklässler in Deutschland haben laut der Untersuchung einen Migrationshintergrund - in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen werden Spitzenwerte um 30 Prozent erreicht. Dabei fanden die Forscher erhebliche Lernunterschiede zwischen den jeweiligen nationalen Gruppen.

Jugendliche türkischer Herkunft erzielten in der Schlüsselkompetenz Lesen/Textverständnis die schlechtesten Werte, während zugewanderte Jugendliche aus Polen und aus der ehemaligen Sowjetunion deutlich besser abschnitten. Innerhalb der einzelnen Herkunftsgruppen wurde zudem eine erhebliche Spreizung der Leistungen festgestellt.

Sowohl in Deutsch als auch in der ersten Fremdsprache Englisch wurden Lesen und Zuhören getestet. In Deutsch wurden zudem die Kenntnisse in Orthografie untersucht.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Die Entwicklung bundeseinheitlicher Bildungsstandards durch die Kultusministerkonferenz war eine Folge des ersten deutschen PISA- Schocks nach dem Test aus dem Jahr 2000. Deutschland hatte bei dem internationalem Leistungsvergleich in der wichtigen Schlüsselkompetenz Lesen/Textverständnis nur mäßig abgeschnitten.

Die Ergebnisse zeigten zudem, dass fast ein Viertel der 15- Jährigen in Deutschland nur auf Grundschulniveau Texte verstehen konnte. Inzwischen gibt es Bildungsstandards für die Grundschule, für den Hauptschulabschluss und für die Mittlere Reife. Ein Katalog für die gymnasiale Oberstufe ist in Bearbeitung.

Die internationalen PISA-Ergebnisse des im Mai 2009 durchgeführten Tests sollen im Dezember veröffentlicht werden.

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Karl-Heinz Reith, DPA

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