Da war sie endlich mal wieder. Die schöne Landrätin, wie man sie kennt: im roten Top, fein abgestimmt zum rostroten Haar. Dicke Kullerkette um den Hals, die Fingernägel weiß lackiert. Und sprach selbstbewusst in die breite Batterie der vor ihr aufgebauten Mikrofone und TV-Kameras hinein: "Ich möchte die Stimme der Sprachlosen in der CSU sein."
Nur: Was denn nun die Botschaft konkret ist, mit der sie sich in den Männerkampf zwischen Erwin Huber und Horst Seehofer um den Posten des CSU-Vorsitzenden einmischt, das bekam das Publikum nicht zu hören. Sie vermisse bei Huber und Seehofer die politischen Inhalte, kritisierte sie. Ihr eigenes Programm freilich soll erst noch geschrieben werden, kündigte sie an. Von wem? Nichts Genaues war zu hören. "Eine Gruppe" hieß es nebulös, arbeite mit ihr zusammen bereits daran.
"Möchte aufgreifen, was bei den Menschen im werden ist"
Pauli will den Unmut in Bayern über die Schulreform aufgreifen, den Bau des Transrapids zum Münchner Flughafen angreifen - das war es denn auch schon inhaltlich. Die Frage "Wie bekomme ich Mehrheiten?" interessiere sie nicht. Jedenfalls müsse sich die Partei öffnen und eine Basis-Befragung vor der Kür des neuen Parteichefs zulassen. Ganz klar sei: "Es gibt keine Erneuerung der CSU durch Huber oder Seehofer." Über ihre eigenen Ziele hieß es nur wolkig: "Ich möchte aufgreifen, was bei den Menschen im werden ist."
Bayerns Innenminister und nominierter Stoiber-Nachfolger Günther Beckstein, sieht sich darin bestätigt, dass Pauli "keine Chance hat". Zittert überhaupt noch jemand in der CSU, einmal mehr, vor dieser Frau? Wohl kaum. Selbst jene in der Partei, die sie für ihre Kritik an Edmund Stoiber und seinen Machtmethoden bewundert und gefördert haben, gehen jetzt auf Distanz. Pauli sagte, die CSU verstehe Politik vor allem als Selbstdarstellung. Die Frage, ob sie dieser Versuchung mit ihrer Kandidatur jetzt nicht selbst erlegen ist, scheint sie sich nicht zu stellen.
Der ehemalige CSU-Vorsitzende und ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel, der sie intern lange gegen ihre Kritiker verteidigt und sie zunächst auch beraten hat, schüttelt jetzt den Kopf über Paulis Kandidatur. Zu stern.de sagte Waigel: "Frau Pauli hat zu Beginn der CSU-Krise alles richtig gemacht. Seit einiger Zeit macht sie fast alles falsch. Ihre Kandidatur ist ein schwerer Fehler." Die Frage nach den Erfolgsaussichten ihrer Kandidatur beantwortete Waigel auf englisch: "Zero oder below zero!" - übersetzt: Nullkommanull.
Nicht die Spur einer Chance geben sie der Landrätin
Dies sehen viele andere Pauli-Sympathisanten in der CSU ebenso. Nicht die Spur einer Chance geben sie der Landrätin. Schon ihr spektakulärer Auftritt beim politischen Aschermittwoch in Passau sei ein Fehler gewesen. Nur die persönliche Show habe sie dort gesucht. Ihrer Eitelkeit sei sie erlegen. Noch peinlicher sei ihr Latex-Auftritt im Gesellschaftsmagazin "Park Avenue" gewesen. Hinter der Kritik steckt ein gutes Stück Enttäuschung, dass Pauli es jetzt ihren Kritikern so leicht macht. "Was hätte sie nicht alles werden können", seufzt ein hochrangiger CSU-Mann. Doch es sei schon stillos gewesen, sich selbst als Staatssekretärin vorzuschlagen. Auf solche Posten werde man berufen. Eine gute Chance hätte Pauli ohne diese Ausrutscher gehabt, stellvertretende CSU-Vorsitzende zu werden anstelle der schwäbischen Staatsministerin Beate Merk beispielsweise.

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"Eine vernünftige Pauli hätte der CSU sehr gut getan", klagt ein anderer Kritiker. Aber leider sei sie beratungsresistent und habe "jeden Maßstab verloren". In der CSU-Führung sehen einige die Kandidatur Paulis sogar mit Vergnügen. "Damit ist sie als mögliche Spitzenkandidatin für die Freien Wähler bei der Landtagswahl im Herbst 2008 verbrannt." Die Freien Wähler fürchtet man in der CSU-Spitze mit Blick auf die eigene Führungskrise am Meisten. Zögen sie in den Landtag ein, was durchaus für möglich gehalten wird, könnte die absolute Mehrheit der CSU in Gefahr geraten. Die Freien Wähler könnten, so die CSU-Befürchtungen, von vielen bisherigen CSU-Mitgliedern benutzt werden, ihrer zerstrittenen Partei einen Denkzettel zu verpassen.
Sie bedeutet für Huber keine Gefahr
Dass Paulis Kandidatur die Favoritenrolle von Erwin Huber beim Kampf um den CSU-Vorsitz gefährden könnte, glaubt niemand. "Das bedeutet für Huber keinerlei Gefahr." Intern gibt es eine ganz andere Spekulation: Dass nämlich Horst Seehofer, wenn er einsieht, dass er keine Chance gegen den Konkurrenten hat, im August aus seiner Kandidatur aussteigt. Dass er den Rückzug als hehren Schritt zum inneren Frieden der CSU verkauft - und damit einer Blamage auf dem Parteitag im September entgeht. Auf diesem Wege könne Seehofer sich seinen Posten als stellvertretender CSU-Vorsitzender retten und sich künftig weiterhin als das "soziale Gewissen" der CSU verkaufen.