Durch Deutschland muss ein Ruck gehen, darauf können sich gerade alle einigen. Wenn nach Ober-Ruckgebern gesucht wird, fällt oft ein Name: Elon Musk. Der hat mit seiner E-Auto-Schmiede Tesla nicht einfach nur an der Vorherrschaft der traditionellen Autobranche geruckelt, er hat ganze Maßstäbe verrückt: schneller, höher, weiter. Das fasziniert, auch den stern, der vor wenigen Woche Teile einer aufsehenerregenden Musk-Biografie veröffentlicht hat. Das verschreckt jedoch zugleich viele, die sich fragen: Wollen wir das wirklich, eine amerikanische Start-up-Mentalität, in der es wenig um Mitarbeiter oder Qualitätssicherung geht, alles hingegen um Stückzahlen und um Profit kreist?
Die Antwort liegt wohl in der Mitte: Teslas Dynamik schafft Arbeitsplätze, sie sorgt für Fortschritt. Deswegen gab es auch viel Begeisterung, als der Autobauer in Brandenburg ein Werk eröffnete, das rund 12.000 Jobs schaffen sollte. Die deutsche Politik räumte alle Hindernisse im Tesla-Takt aus dem Weg, Bundeskanzler Olaf Scholz stand zur Eröffnung stolz an der Seite von Musk.
Jedoch ist auch die Schattenseite des Systems Tesla in Brandenburg mittlerweile unübersehbar, wie eine fast einjährige Recherche von stern und RTL News aufdeckt. Meine Kolleginnen Valeria Bajaña Bilbao und Kim Lucia Ruoff recherchierten undercover in der Tesla-Fabrik. Christian Esser, Manka Heise und Tina Kaiser haben zahlreiche Arbeitsunfälle rekonstruiert, haarsträubende Umweltsünden aufgelistet. Sie zeichnen anhand von Interviews und Dokumenten nach, wie Zweifler in Behörden ignoriert wurden – und wie die Politik wegschaute und selbst schwere Verstöße gegen Arbeitsschutz- und Umweltauflagen hinnahm.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke räumte vor laufender Kamera ein, von den vielen Unfällen zu wissen, aber er sei ja nicht der Pressesprecher von Tesla. Und Kanzler Scholz ignorierte die Fragen unserer Reporter gar völlig. Die ganze Recherche lesen Sie im stern. Weiteres zu Tesla gibt es am Donnerstag um 22.35 Uhr bei RTL zu sehen. Die Dokumentation bildet auch den Auftakt für die neue TV-Reihe "stern Investigativ".
Das Erbe der Murdochs
"Citizen Kane" zählt für viele, auch für mich, zu den besten Filmen aller Zeiten. Orson Welles erzählt darin, wenig verhüllt, den unaufhaltsamen Aufstieg (und Fall) des skrupellosen Medienzaren Randolph Hearst. Heute zählen TV-Serien mehr als Kinofilme, und der "Citizen Kane" dieser Gattung heißt "Succession". Diese Serie erzählt, wenig verhüllt, vom Fall des skrupellosen Medienzaren Rupert Murdoch – und von dessen Familie, die auf sein Erbe lauert. Murdoch, Gründer etwa von Fox News und damit maßgeblich verantwortlich für die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft, hat mit 92 Jahren nun seine Nachfolge geregelt: Er tritt ab, sein Sohn Lachlan übernimmt. Der gilt als noch rechter als sein Vater, was für die US-Demokratie wenig Gutes hoffen lässt. Zwar gibt es in Deutschland auch Populisten, links wie rechts, aber zum Glück noch keinen Medienzaren, der sich unverhohlen hinter sie stellt. Wer die Geschichte meiner Kollegen Marc Etzold, Leonie Scheuble, Dagmar Seeland und Antony Loewenstein über die Macht der Murdoch-Familie liest, wird hoffen, dass dies noch lange so bleibt.
Als ich in Paris studierte, habe ich kein Klischee ausgelassen: Existenzialisten falsch zitieren, Rotwein an der Seine trinken und danach schief singen, etwa "J’ai deux amours …", von denen eine natürlich immer Paris sei. Das Schönste, das Liebenswerteste an Paris, weiß auch unsere Korrespondentin Andrea Ritter, ist: Die Stadt ist nicht zum Museum erstarrt, sie hat sich immer neu erfunden, so jetzt wieder auf dem Weg zur grünen Metropole. Und das ist ein Grund, sich neu zu verlieben in Paris – und vielleicht ein paar Dinge liebevoll abzuschauen, was die Gestaltung unserer deutschen Städte angeht.