Die Beamtenkarriere von Hans-Georg Maaßen ist beendet. Innenminister Horst Seehofer versetzte den umstrittenen Verfassungsschutzchef in den einstweiligen Ruhestand. Das Manuskript seiner Abschiedsrede wurde Maaßen zum Verhängnis. Darin hatte er ein Verschwörungsszenario gegen sich konstruiert, hinter dem "linksradikale Kräfte" in der Bundesregierung stünden. Sein Vorgesetzter Seehofer nannte die Formulierungen "inakzeptabel". Aber wie gelangte das Manuskript an die Öffentlichkeit?
Nach Informationen des Redaktionsnetzwerkes Deutschland (RND) hat ein anonymer Whistleblower aus den Reihen des Verfassungsschutzes Maaßen verraten. Demnach wandte sich der Mitarbeiter am vergangenen Donnerstag direkt an den Grünen-Bundestagsabgeordneten Konstantin von Notz. Dieser ist stellvertretender Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr) des Bundestags für die Geheimdienste. Die umstrittene Rede Maaßens, die Sie hier in Teilen lesen können, war tagelang im Intranet des Verfassungsschutzes für tausende Mitarbeiter einsehbar. Zuvor soll Maaßen sie bei seinem Abschied aus dem losen internationalen Geheimdienstverbund "Berner Club" vorgetragen haben.
Maaßen: Whistleblower stürzte ihn offenbar
Der Whistleblower bezog sich dem Bericht zufolge in seinem Anschreiben an Notz explizit auf Paragraf 8 des Kontrollgremiumgesetzes (PKGrG). Dieser erlaubt es den ansonsten zur Geheimhaltung verpflichteten Mitarbeitern von Nachrichtendiensten, Informationen direkt an das Gremium weiterzugeben. Wörtlich heißt es: "Angehörigen der Nachrichtendienste ist es gestattet, sich in dienstlichen Angelegenheiten sowie bei innerdienstlichen Missständen, jedoch nicht im eigenen oder Interesse anderer Angehöriger dieser Behörden, ohne Einhaltung des Dienstweges unmittelbar an das Parlamentarische Kontrollgremium zu wenden." Dafür dürften sie nicht "dienstlich gemaßregelt oder benachteiligt werden". Eine Art legaler Geheimnisverrat also.
Dem Bericht zufolge schlug Grünen-Politiker von Notz anschließend den rechtlich vorgesehenen Weg ein: Er habe die Informationen an die Bundesregierung übermittelt und um eine Bewertung gebeten. Gegenüber dem RND habe er sich "erstaunt" gezeigt, dass Inhalte der Rede am Wochenende öffentlich geworden seien.
Maaßen hatte in seiner Rede unter anderem gesagt: "Ich hätte nie gedacht, dass die Angst vor mir und vor der Wahrheit Teile der Politik und Medien in solche Panik und Hysterie versetzt, dass vier Sätze von mir ausreichend sind, um eine Regierungskrise in Deutschland auszulösen."