Die Legislaturperiode verlief überwiegend in ruhigen Bahnen. Sie begann allerdings für die Sozialdemokraten mit einem Paukenschlag: Nur dreieinhalb Monate nach Antritt des neuen Senats musste Sozialsenatorin Fischer-Menzel (SPD) am 1. März 1998 zurücktreten. Sie hatte der von ihrem Ehemann geführten Alida-Schmidt-Stiftung einen 1,3-Millionen-Auftrag ihrer Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) zugeschanzt. Der Rücktritt führte zur Einrichtung des Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) »Vergabe und Kontrolle von Aufträgen und Zuwendungen durch die Freie und Hansestadt Hamburg«. Die neu entfachte Diskussion über den »Roten Filz« nach jahrzehntlanger SPD-Herrschaft bestimmte in großen Teilen die Legislaturperiode.
Der Mammut-Ausschuss befasste sich mehr als zweieinhalb Jahre mit der Auftrags- und Gutachtervergabe bei der Arbeitsmarktförderung (etwa 340 Millionen Mark im Jahr) durch die BAGS an die meist von Sozialdemokraten geführten Trägervereine und Stiftungen. Die 14 Ausschussmitglieder vernahmen in 250 Sitzungsstunden 50 Zeugen - darunter drei Mal den früheren Sozialsenator, Bürgermeister Ortwin Runde, und wälzten 5000 Akten.
Am 6. November 2000 verabschiedete der PUA mit der rot-grünen Mehrheit seinen 2000-seitigen Abschlussbericht. Darin wurden zahlreiche Rechtsverstöße und Missstände sowie ein Aktenchaos in der BAGS festgestellt. Als Konsequenz forderte der PUA - teils bereits eingeleitete - Maßnahmen etwa zur Transparenz bei der Auftragsvergabe oder zur Vermeidung von
Interessenskollisionen sowie mehr Kontrollmöglichkeiten für die Bürgerschaft. Die SPD betonte, bei den Untersuchungen seien keine Belege für einen Zusammenhang zwischen Parteizugehörigkeit und Amt gefunden worden. Personelle Konsequenzen gab es kaum.
Filz-Debatte bestimmendes Thema
Die Opposition machte die Filz-Debatte zu einem bestimmenden Thema ihres Wahlkampfs. Unbewiesene Vorwürfe der Parteibuchwirtschaft in der Polizei waren Ende Mai - knapp vier Monate vor der Wahl - Auslöser für den Rücktritt des wegen seiner Position zur Inneren Sicherheit in der Kritik stehenden Innensenators Hartmuth Wrocklage (SPD). Auch die in ihren Dimensionen eher nebensächliche »Brötchen- Affäre« um den nicht genehmigten Einsatz von ABM-Kräften in einem DGB-nahen Arbeitslosenverein führte zu einer breiten Diskussion um die Ämterverquickung zwischen Behörden, Gewerkschaften und SPD.