Der Tod eines Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan soll nach dem Willen von dessen Mutter ein juristisches Nachspiel haben. Wie das Nachrichtenmagazin "Spiegel" am Sonntag berichtete, reichte die Mutter eines am Karfreitag in der Nähe von Kundus getöteten Hauptfeldwebels Strafantrag bei der Staatsanwaltschaft Potsdam ein. Sie sei "nach reiflicher Überlegung und umfassenden Recherchen zu der Überzeugung gelangt, dass der Tod ihres Sohnes zu den gegebenen Umständen hätte verhindert werden können und müssen", heißt es laut "Spiegel" in dem Antrag.
Die erste Anzeige dieser Art
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte dem "Spiegel", es sei die erste Anzeige einer Angehörigen eines gefallenen Soldaten, die dem Ministerium bekannt sei. Zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wollte er nicht Stellung nehmen. Die Anzeige und die Ermittlungen könnten Kritikern des Afghanistan-Einsatzes Aufmerksamkeit verschaffen. Der Bundeswehr-Einsatz ist zwar von der schwarz-gelben Regierung gewollt, auch die Große Koalition hatte ihn zuvor verteidigt, in der Bevölkerung ist er jedoch, glaubt man Umfragen, unerwünscht.
Die Frau wirft der Bundeswehr dem Bericht zufolge schweres Versagen vor: Man habe die Einheit ihres Sohnes "unter bewusster Versagung militärischer Hilfe verrecken lassen", heißt es demnach in dem fünf Seiten langen Schreiben. Der 35-jährige Nils Bruns war am 2. April während eines Feuergefechts mit Taliban durch einen Sprengsatz getötet worden, im selben Gefecht wurden zwei weitere Bundeswehr-Soldaten getötet. Knapp zwei Wochen später starben erneut vier deutsche Soldaten bei Gefechten in Afghanistan. Seit dem Beginn des Isaf-Einsatzes der Bundeswehr sind 43 deutsche Soldaten am Hindukusch ums Leben gekommen. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hatte die Bevölkerung zuletzt darauf eingestimmt, dass mit weiteren Todesopfern zu rechnen sei.