"Wir sind damit am Schluss unserer Tagesordnung – auch der Ampel." Mit diesen nüchternen Worten besiegelt Bundestagspräsidentin Bärbel Bas das Ende der Kanzlerschaft von Olaf Scholz. Knapp sechs Wochen nach dem Bruch der Ampel-Koalition entzieht der Bundestag dem Kanzler das Vertrauen. Wie es nun weiter geht, lesen Sie in diesem FAQ.
Nach Vertrauensfrage drei Wochen Zeit
Wie beabsichtigt, hat Scholz die Kanzlermehrheit verfehlt und wird dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier die Auflösung des Bundestags vorschlagen. Das eröffnet den Weg für Neuwahlen. Dafür vorgesehen ist der 23. Februar 2025.
Der stern hält für Sie alle Entwicklungen fest, auch das, was Sie nicht in den Nachrichten hören. Die kleinen und großen Geschichten, das Menschliche an diesem historischen Tag, Anekdoten am Rande. Lesen Sie hier die Geschehnisse des Tages nach.
Fünf Lehren aus der Debatte über die Vertrauensfrage:
- Die Wunden des Ampelbruchs sitzen immer noch tief
Da ist mehr zerbrochen als eine Regierung: Das ist der Eindruck, den die Debatte über die Vertrauensfrage hinterlässt. Erst wettert Olaf Scholz gegen Christian Lindner, attestiert der FDP "mangelnde sittliche Reife“ und "wochenlange Sabotage“. Sein Ex-Finanzminister revanchiert sich, nennt Scholz einen "Prinz Karneval“, der soziale Wohltaten wie Kamellen unters Volk schmeißen wolle – auf Kosten künftiger Generationen. SPD und FDP, das dürfte auf lange Zeit nicht mehr zusammen gehen. Vor allem für den Kanzler ist das schlecht: Seine Machtoptionen werden weniger. - Merz benutzt einen alten Merkel-Trick
Oppositionsführer Friedrich Merz nutzt für seine Rede einen alten Merkel-Trick: die Ideen des Gegners aufgreifen und sie für die eigenen Zwecke nutzen. So eignet sich der CDU-Chef das Scholzsche Wahlkampfmotto vom "Respekt“ an und wendet es gegen den Kanzler. "Ganz offensichtlich hört Ihr Respekt dort auf, wo es andere politische Meinungen gibt“, wirft er Scholz vor. Wie dieser mit seinem ehemaligen Koalitionspartner umgehe, sei "eine blanke Unverschämtheit“. - Scholz baut auf die zweite Chance
Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck? Olaf Scholz ist entschlossen, diese Weisheit zu widerlegen. In seiner Rede lässt er keine Einsicht in eigene Versäumnisse erkennen, macht stattdessen die FDP für alles verantwortlich, was unter seiner Regierung schief lief. Motto: Ich habe bisher schon super regiert und ohne die FDP wird’s noch superer. Ob ihm das die Wähler abnehmen? - Den Wandel der Grünen symbolisiert ein Kleidungsstück
Der Auftritt von Robert Habeck ist symptomatisch für den Wandel, den die Grünen durchlaufen haben und wie sich der Kanzlerkandidat im Wahlkampf inszenieren will: als Staatsmann. Habeck, sonst gern mal im Wollpulli an Küchentischen sitzend, tritt im Dreiteiler und mit Krawatte auf, warnt vor dem verheerenden Eindruck, den Deutschland mit seinem Regierungschaos in der Welt hinterlasse. Dass die Grünen als Ampelpartner dafür eine gehörige Portion Mitverantwortung tragen, lässt er nur sehr dezent anklingen. - Die nächste Regierung wird es nicht leichter haben
"Beim nächsten Mann wird alles anders“ war der Titel eines Bestseller-Romans aus den 80er Jahren. Der Plot: Eine Studentin verlässt ihren Freund, um mit einem anderen Mann ihr Glück zu finden. Was natürlich schief geht. Davon muss man auch politisch ausgehen. Die nächste Regierung dürfte wieder eine Koalition aus mehreren Parteien mit unterschiedlichen Zielen werden, die um Kompromisse ringen muss und mit Altlasten wie Finanzierungslücken, Infrastrukturproblemen, zu viel Bürokratie und zu wenig Investitionen zu kämpfen hat. Eine echte Vision oder ein großes Reformprojekt hat leider niemand im Angebot. Nur in einem Punkt unterscheidet sich die Politik übrigens vom Roman: In ihm kehrt die Studentin am Ende zum Ex zurück. Ein Revival der Ampel kann man ausschließen.
Scholz schlägt die Auflösung des Bundestags vor
Scholz und Mützenich drehen sich um und lassen eine bedröppelte Esken stehen, der nichts weiter übrig bleibt als die Hand, die sie Scholz entgegengestreckt hat, zurückzuziehen.
Bundestag entzieht Kanzler Scholz das Vertrauen

Dann attackiert sie Friedrich Merz: "Herr Merz hat in seiner Regierungserklärung eindeutig festgestellt, dass er der Ukraine Taurus liefern wird." Damit werde Deutschland zum Kriegsgegner von Russland, meint Baum. Das könne sie nicht zulassen. Ähnlich hatte auch schon Alice Weidel den Kanzlerkandidaten der Union attackiert.