Karrieren Gerhard Schröder berät Ringier-Verlag

Findet auch der Altbundeskanzler keinen Job mehr in Deutschland? Gerhard Schröder wird jedenfalls Berater von Ringier. Das Schweizer Verlagshaus publiziert Boulevardblätter und ein dezidiert konservatives Magazin - den Berliner "Cicero".

Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder wird Berater des Schweizer Medienkonzerns Ringier. Wie der Verwaltungsratspräsident des Unternehmens, Michael Ringier, am Donnerstag in Zürich mitteilte, wird Schröder seine Stelle in Zürich am 1. Januar 2006 übernehmen. Er sei davon überzeugt, dass Schröder mit seiner internationalen Erfahrung eine Bereicherung für das Unternehmen sei, zumal man als Verleger auch politisch aktiv sein müsse, sagte Ringier.

Zu den Anstellungsbedingungen hielt sich Ringier bedeckt. "Wir sind nicht ein Haus, das über so etwas spricht", sagte er zur Frage nach dem Honorar und fügte hinzu: "Er war als Bundeskanzler ein bescheidener Mann und wird das auch bleiben. Wenn's ihm um Geld gegangen wäre, hätte er sicher einen anderen Job angenommen." Zur zeitlichen Belastung sagte er, Schröder dürfte ein oder zwei Mal wöchentlich in Zürich sein: "Mit einer solchen Persönlichkeit macht man nicht einen Vertrag, in dem etwas von 40 Stunden oder so steht."

Schröders Berliner Büro wollte dazu nicht Stellung nehmen. Dies sei "Privatsache" des früheren Kanzlers. Schröders Amtszeit als Bundeskanzler endete am Mittwoch um Mitternacht, nachdem seine Nachfolgerin Angela Merkel am Dienstag vereidigt worden war. Sein Bundestagsmandat legte er mit Wirkung vom Donnerstag am Mittwoch nieder. Noch als Kanzler hatte er angekündigt, künftig wieder als Rechtsanwalt zu arbeiten. Der 61-Jährige gehörte dem Bundestag von 1980 bis 1986 und dann wieder seit dem Regierungswechsel im Jahr 1998 an.

Ringier gibt in der Schweiz unter anderem die Zeitung "Blick" heraus sowie zahlreiche Zeitschriften wie das Wirtschaftsblatt "Cash" und das in Berlin erscheinende Magazin "Cicero". Das Verlagshaus ist das größte in der Schweiz und hat 2004 ein Rekordjahr verzeichnet. Der Jahresgewinn lag bei 55,6 Millionen Franken (37,4 Millionen Euro).

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