Der Pantomime Samy Molcho hat Bilder von Rudolf Scharping analysiert. Sein Urteil: »Nichts passt zusammen«
Früher dachte man: Vielleicht liegt?s ja am Bart? Doch dann war der Bart ab, und das Gefühl ist geblieben. Bis heute. Auch Rudolf Scharpings jüngste Auftritte wirken seltsam, meistens komisch. Unbeabsichtigt. Wie er mit seiner Kristina Gräfin Pilati schnäbelt oder ihr auf grüner Wiese mit rudernden Armen entgegenfliegt – irgendetwas stimmt da immer nicht. Nur was? »Der Mann hat ein grundlegendes Problem mit seinem Körper«, sagt Samy Molcho, 66, der geniale Pantomime und Professor für Körpergestaltung in Wien. Bereits 1995 hatte Molcho für den stern die Körpersprache des damals noch SPD-Vorsitzenden analysiert. Jetzt hat Molcho sich Bilder des neuen Rudolf Scharping angesehen und legt dar, wie der Verteidigungsminister sich in den letzten Monaten der Öffentlichkeit vorführt.
»Zuerst muss ich mal sagen: Ich habe nichts gegen Herrn Scharping. Ich weiß auch fast nichts über ihn, weil mich die Politik in Deutschland kaum interessiert. Wenn ich mir aber die Bilder anschaue, dann sehe ich einen Mann, der sich unpassend verhält. Seine Körperhaltung, seine Hände, sein steifer Nacken – da passt nichts zusammen. Versuchen Sie es. Wenn Sie alles exakt nachmachen, die Stellung, die Hände, den Kopf, Sie werden sich sofort unwohl fühlen.
Häufig kann man erkennen, dass Scharping die grundlegenden Regeln von Nähe und Distanz missachtet. Er kommt den anderen näher, als es denen angenehm ist. Bundeskanzler Gerhard Schröder kommt er auf einem Bild sogar so nahe, dass der fast aggressiv zu werden droht. Selbst seine Freundin versucht ihn meistens, zumindest mit einer Hand, ein wenig auf Distanz zu halten. Aber das alles merkt er nicht. Denn dieser Mann hat Schwierigkeiten, die Signale seiner Umwelt aufzunehmen und richtig zu deuten.
Gestik und Mimik wirkt nicht ausgereift
Die Gestik und Mimik wirkt nicht ausgereift. Der Mann hat seinen Stil nicht gefunden. Darum sind die Bewegungen so ohne Maß und treffen die Nuancen nicht. Normalerweise sind das Anzeichen der Pubertät. Ganz wichtig sind dabei immer die Hände. Doch schauen Sie genau hin: Er klammert, insbesondere bei Frauen. Er legt ihnen den Arm um die Schulter und dabei krallen seine Finger stets um sie herum, so weit, dass sie sogar von vorne zu sehen sind. Ganz so, als wollten die Frauen weglaufen, und er müsste sie mit Gewalt daran hindern.
Bei der Frau Pilati ist das nicht so einfach. Sie ist eigentlich eine starke, dominante Frau. Aber Scharping benutzt sie, und zeigt sie vor. Worauf er so stolz ist, die Präsentation ihrer beider Intimität, ist ihr unangenehm. Ihr Gesicht lächelt zwar verbindlich, aber ihr Körper dreht sich oft von ihm weg oder biegt sich nach hinten. Man hat den Eindruck, dass sie spürt: Intimität kann man nicht zur Schau stellen. Scharping versucht dann nur noch verkrampfter, Lockerheit zu spielen.»
Buchtipp: Samy Molcho, »Partnerschaft und Körpersprache«, 19,90 Mark, Goldmann Verlag