Überhangmandate Kommt der XXL-Bundestag?

Der Bundestag war schon in der nun ablaufenden Legislaturperiode mit 709 Abgeordneten reichlich überdimensioniert
Der Bundestag war in der ablaufenden Legislaturperiode mit 709 Abgeordneten reichlich überdimensioniert
© Michael Kappeler / DPA
Nach "Wer regiert mit wem?" ist "Wie groß wird der kommende Bundestag?" eine der wichtigsten Fragen dieser Bundestagswahl. Ein XXL-Bundestag würde Steuerzahler:innen einiges kosten.

In der ablaufenden Legislaturperiode umfasst das deutsche Parlament 709 Abgeordnete - darunter 223 Frauen. Das ist schon erheblich größer als die vom Bundeswahlgesetz vorgesehenen 598 (plus wenige Überhangmandate) Abgeordneten. Schuld sind Überhangmandate, die ausgeglichen werden müssen. Die entstehen, wenn eine Partei mehr Direktmandate über die Erststimmen erhält, als ihr Sitze im Bundestag über die Zweitstimmen zustehen.

Überhangmandate: Kommt der XXL-Bundestag?

Seit 2017 wurde das Wahlrecht zwar angepasst, aber für den großen Wurf reichte der politische Wille nicht. Wahlforscher Michael Kunert dazu gegenüber dem Bayerischen Rundfunk: "Wäre die Reform schon bei der Bundestagswahl 2017 in Kraft gewesen, hätten statt 709 nur 686 Angeordnete im Bundestag gesessen."

Das es diesmal weniger werden, gilt als unwahrscheinlich. Ein denkbares Szenario ist dagegen laut Experten wie Kunert ein XL-Bundestag. Dieser würde laut Mandatsrechner der Bertelsmann Stiftung (mit detaillierten Voraussetzungen für jedes Szenario) Platz für 834 Parlamentarier:innen benötigen. Dafür müssten 85 Prozent der Unions-Wähler:innen mit beiden Stimmen ihre Partei wählen. Außerdem müssten 46 Prozent aller FDP-Wähler:innen und ähnlich viele Wähler:innen der Grünen wie 2017 mit ihrer Erststimme die Union wählen. Das dicke Ende wäre dieses Szenario aber noch nicht: Im schlimmsten Fall könnte der neue Bundestag deutlich über 900 Mandate umfassen.

tis / Statista