Kritik an Gesundheitsreform "Arme müssen früher sterben"

Der Sozialverband Deutschland (SoVD) hat scharfe Kritik an der bevorstehenden Gesundheitsreform geübt. Danach können sich Sozialhilfeempfänger und arme Menschen den Arztbesuch in Zukunft nicht mehr leisten.

Viele arme Menschen werden nach Ansicht des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) als Folge der Gesundheitsreform früher sterben müssen. Die geplanten Einschnitte würden dem schon jetzt belegbaren Trend "endgültig zum Durchbruch verhelfen und so zur bitteren, weit verbreiteten Wahrheit in Deutschland werden lassen", sagte Verbandspräsident Peter Vetter der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Ein sozialer Skandal

Viele Geringverdiener sowie die meisten Sozialhilfeempfänger und Heimbewohner könnten sich künftig Arztbesuche, Medikamente oder Zahnersatz mit Sicherheit nicht mehr leisten, weil es für sie keine Befreiung von den steigenden Zuzahlungen mehr gebe. Das bestätigten besorgte Anrufe verbitterter Mitglieder, erklärte Vetter. Dies sei ein sozialer Skandal, da der Staat seiner Aufgabe nicht mehr nachkomme, eine medizinische Versorgung für die gesamte Bevölkerung zu gewährleisten.

So müssten auch pflegebedürftige Heimbewohner, denen oft nur ein Taschengeld vom Sozialamt in Höhe von monatlich weniger als 90 Euro zur Verfügung steht, die Zuzahlungen leisten, erläuterte Vetter. Davon könnten sie beim besten Willen nicht auch noch zehn Euro für einen Arztbesuch oder mehrere Euro für Medikamente, Heil- und Hilfsmittel abzweigen. Das sei völlig illusorisch. Dasselbe gelte für Sozialhilfeempfänger. "Viele Geringverdiener werden praktisch von der medizinischen Versorgung ausgeschlossen", warnte der Verbandschef.

Besonders hart

Wer krank sei und auf dem Land wohne, den treffe die Regelung besonders hart, dass Taxifahrten zum Arzt künftig nicht mehr erstattet würden. Gehbehinderte und viele ältere Menschen, die vermehrt auf medizinische Versorgung angewiesen seien, könnten meist keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, um zum Arzt zu kommen. Auf der anderen Seite hätten gerade diese Patienten nicht genug Geld, um die hohen Taxikosten zu bezahlen, betonte Vetter.

DPA