Kritik an Innenminister Friedrich Ex-Bundespolizeichef nennt seinen Rauswurf "würdelos"

Seine Neubesetzung der Bundespolizei-Spitze bringt Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich herbe Kritik ein: Der entlassene Chef nennt das radikale Vorgehen des Ministers unehrenhaft und beschämend.

Nach seiner am Montag vom Innenministerium bestätigten Entlassung schlägt der geschasste Chef der Bundespolizei gegen Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) über die "Bild"-Zeitung zurück: Seine Versetzung in den Ruhestand und die Ablösung seiner beiden Stellvertreter sei ein "einmalig würdeloser Vorgang", teilte Matthias Seeger dem Blatt mit. "Das ist unehrenhaft und geradezu beschämend."

Der bisherige Chef der Bundespolizei war am Montagmorgen von Friedrich persönlich in den vorzeitigen Ruhestand versetzt worden - nach Angaben von "Bild" ohne Angabe von Gründen.

Weißrussland-Kontakte als Grund?

Vorwürfe wegen angeblicher Kontakte zum weißrussischen Regime nannte Seeger "kompletten Unfug". Er bestätigte zwar, bis vor zwei Jahren Kontakte zum weißrussischen Grenzschutz gehabt zu haben. Dabei sei es um Fragen der Grenzsicherung gegangen. Dies sei vom Ministerium gebilligt und gewünscht gewesen. Seeger fügte hinzu: "Als sich das Land mehr und mehr zu einer Diktatur entwickelt hat, haben wir die Kontakte abgebrochen."

Neuer Chef der Bundespolizei wird der bisherige Referatsleiter für Terrorismus-Bekämpfung im Innenministerium, Dieter Roman. Dieser sei ein "ausgewiesener Fachmann", sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Er verwies darauf, dass Roman Mitte Juni an der Razzia gegen radikal-islamische Salafisten beteiligt war. Dabei waren an 80 Orten in sieben Bundesländern zahlreiche Wohnungen, Vereinsräume und eine Moschee durchsucht worden.

Kritik von den Polizeigewerkschaften

Die Polizeigewerkschaften hatten die bevorstehende Ablösung Seegers bereits kritisiert. Der 57 Jahre alte Seeger amtierte seit 2008.

Die Bundespolizei ist für die Sicherheit im Bahnverkehr, an den Land- und Seegrenzen und auf den großen Flughäfen zuständig. Sie hat gut 40.000 Mitarbeiter.

DPA
fw/DPA