Frau Faeser, können Sie als Sportministerin eigentlich zu allen EM-Spielen gehen?
Theoretisch, ja, aber da ich nicht nur Sportministerin bin, sondern vor allem als Innenministerin für die Sicherheit unseres Landes Verantwortung trage, habe ich leider nicht die Zeit dafür.
Sie gelten als große Fußball-Enthusiastin und als Eintracht-Frankfurt-Fan.
Mein Vater hat mich als Kind mit ins Stadion genommen. Da habe ich meine Leidenschaft entdeckt. Erst für Bernd Hölzenbein …
… den Rekordtorschützen des Vereins …
… und dann für die Eintracht. Ich habe heute noch einen Ball, auf dem er unterschrieben hat.
Fanmeile, wäre das was für Sie?
Absolut. Ich bin leidenschaftlicher Fan und gern unter Menschen. Leider ist das mit den Sicherheitsmaßnahmen bei einer Innenministerin nicht mehr ganz so einfach.
Der IS-Ableger ISPK hat zu Anschlägen in Berlin, Dortmund und München aufgerufen. Wie beunruhigt sind Sie?
Die Sicherheit der Europameisterschaft hat höchste Priorität. Unsere Sicherheitsbehörden bereiten sich hoch konzentriert vor. Die Terrorgefahr ist das eine. Daneben wappnen wir uns gegen mögliche Cyberangriffe. Die EM ist ein Turnier in einer komplett digitalen Welt. Wir stellen uns außerdem auf Hooligans ein. Und bei zwölf Millionen erwarteten Gästen gibt es auch die übliche Kriminalität. Um ein Höchstmaß an Sicherheit zu erreichen, habe ich für die Zeit des Turniers Kontrollen an allen deutschen Grenzen angeordnet. Nichts soll einem neuen Sommermärchen im Wege stehen.

War diese Weltmeisterschaft 2006 das letzte Großsportereignis, auf dem wir uns sicher und unbeschwert fühlen konnten?
Man vergisst so schnell: 2006 waren die Zeiten nicht so rosig, wie sie nachher gemalt wurden. Unsere Sicherheitsbehörden hatten damals die schweren Anschläge in Madrid und London vor Augen, beide lagen nicht lange zurück. Auch kurz vor der Fußball-EM 2016 in Frankreich gab es die furchtbaren Anschläge in Paris, am Stade de France und im Bataclan.
Was ist mit Blick auf die Sicherheitslage heute anders als damals?
Wir sind heute anders gewappnet gegen die terroristischen Bedrohungen. Wir haben unser Terrorabwehrzentrum, in dem alle Fäden zusammenlaufen. Was es 2006 so noch nicht gab, sind massive Cyberangriffe und Desinformation, vor allem durch Putins Regime. Das hat die Sicherheitslage verändert.