NSU-Prozess in München Bayerns Innenminister räumt Fehler ein

Man habe die Gefahr von Rechts unterschätzt: Der bayerische Innenminister hat sich in Bezug auf die Morde des NSU selbstkritisch geäußert. In Bayern hatten die Neonazis fünf Migranten getötet.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat offen Fehler der Ermittler bei der Aufklärung der insgesamt zehn Morde eingeräumt, die der rechtsextremen NSU zugeschrieben werden. "Die tödlichen Gefahren gewaltbereiter Rechtsextremisten sind offensichtlich unterschätzt worden", sagte er am Donnerstag bei der Übergabe eines Mahn- und Gedenkortes für die drei Nürnberger Opfer des "Nationalsozialistischen Untergrunds".

Inzwischen seien aber erste Konsequenzen gezogen worden. "Mein Ziel ist es, Rechtsterrorismus und -extremismus noch stärker und nachhaltiger als bisher zu bekämpfen", kündigte der Minister an. Er forderte zugleich verstärktes bürgerschaftliches Engagement gegen Ausländerfeindlichkeit und für Menschenrechte.

Bayern stiftet interkulturellen Preis

An die kaltblütige Ermordung der türkischen Kleinhändler Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru und Ismail Yasar in den Jahren 2000, 2001 und 2005 erinnern eine Informationstafel und vier Gingko-Bäume. An der Feier nahmen neben mehreren hundert Nürnbergern auch die Witwe des getöteten Ismail Yasar, Belgin Agirbas, deren Sohn Kerem Yasar und die Tochter des getöteten Blumenhändlers Enver Simsek, Semiya Simsek, teil.

Der Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" werden Morde an neun türkisch- und griechischstämmigen Kleinunternehmern und an einer Polizistin zur Last gelegt. Um das Gedenken an die Opfer der rassistisch motivierten Bluttaten "auch in die nächste Generation zu tragen", wollen Stadt und Land jährlich einen mit 15 000 Euro dotierten interkulturellen Preis für Jugendorganisationen vergeben, die sich um den interkulturellen Dialog bemühen. Das gab Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) bekannt.

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