Das öffentliche Leben ist lahmgelegt, erneut: Als erstes Land in Westeuropa befindet sich Österreich angesichts der dramatischen Corona-Lage seit Montag wieder im Lockdown. Für alle – auch für Geimpfte – gelten voraussichtlich für die kommenden 20 Tage strenge Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen.
Geöffnet sind nur noch Geschäfte des täglichen Bedarfs. Der Kulturbetrieb ruht, die Museen, die Zoos, die Fitnessstudios haben geschlossen. Die Menschen dürfen ihr Zuhause nur aus triftigem Grund verlassen. Dazu zählen auch ein Spaziergang oder eine Joggingrunde. Die Schulen sind geöffnet – es ist den Eltern überlassen, ob sie ihren Nachwuchs zum Unterricht schicken. Die Polizei will mit zahlreichen Kontrollen überwachen, ob die Vorschriften eingehalten werden. Erwartungsgemäß waren die Geschäftsstraßen in vielen Städten weitgehend leer.

Kein Kino, kein Theater, kein Lokalbesuch, wenig soziale Kontakte: Der nunmehr vierte Lockdown in Österreich ist aus Sicht vieler Bürger ein Armutszeugnis für die Regierung. Bis zu 75 Prozent der Österreicher vertrauten inzwischen dem Bündnis aus konservativer ÖVP und Grünen aufgrund des fehlgeschlagenen Corona-Managements nicht mehr, sagte der Politologe Peter Filzmaier am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Wie verschiedene Studien weiter zeigten, umfasse das Unbehagen in hohem Maß auch die Opposition. "Das Gefühl der Alternativlosigkeit macht die Sache noch schlimmer", sagte Filzmaier.

Zum Start des Lockdowns wurde mit 13.806 Fällen der bisher höchste Wert an Neuinfektionen binnen 24 Stunden an einem Montag verzeichnet. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei rund 1100. Die Auslastung der Kliniken und der Intensivstationen stieg erneut.
Der Lockdown soll nach bisherigen Angaben der Regierung am 13. Dezember enden. Für Ungeimpfte soll er unbefristet andauern. Zusätzlich ist eine Corona-Impfpflicht ab Februar 2022 geplant. Die Details wie auch etwaige Sanktionen bei Nicht-Beachtung werden noch beraten. Aktuell sind etwa 66 Prozent der Österreicher vollständig geimpft. Die Impfbereitschaft hat seit der Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz und der 2G-Regel im öffentlichen Raum zuletzt stark zugenommen.

Gegen den neuen Lockdown und die geplante Einführung einer Impfpflicht hatten am Samstag zehntausende Menschen protestiert. In Wien gingen nach Polizeiangaben rund 40.000 Menschen auf die Straße, in Linz versammelten sich rund 6000 Demonstranten.