Beim Wort genommen
"Die Linkspartei fordert die Auflösung der Natozugunsten kollektiver Uno/OSZE-Sicherheitsstrukturen." (Positionspapier "Nato")
Die Sicht der Linken
Kritik an der Nato ist nicht neu in Deutschland. In den 80er Jahren warben vor allem die Grünen für einen Austritt aus dem Militärbündnis, mehrere hunderttausend Menschen demonstrierten gegen den Nato-Doppelbeschluss. Zwanzig Jahre später erklärt
Monika Knoche
, außenpolitische Sprecherin der Linkspartei, im Gespräch mit stern.de: "Die einseitige Forderung nach einem Austritt aus der Nato ist uns zu profan. Die Nato ist mit ihrer Logik des Kalten Krieges als Sicherheitsstruktur für die Gegenwart ungeeignet. Die Nato soll nicht weiter expandieren; wir wollen eine neue Sicherheitsarchitektur. Es geht darum, die Nato längerfristig zu überwinden und das Gewaltmonopol der Uno und der OSZE zu stärken."
Matthias Dembinski
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung
"Die Auflösung der Nato hat eine gewisse Plausibilität. Entscheidend ist, was an ihre Stelle treten soll. Uno und OSZE sind gegenwärtig noch zu schwach. Außerdem bezweifle ich, dass sie ein ausreichend starkes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt haben."
Rolf Tophoven
Institut für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik
"Wenn man die bisherige Politik der Uno berücksichtigt, wird deutlich, dass die Uno die Nato nicht ersetzen kann. Die Uno ist weder willens noch in der Lage, Sicherheit durchzusetzen. Die Nato hat nach wie vor ihre Berechtigung."
Henning Riecke
Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik
"Wenn Deutschland aus der Nato austräte, würde das unsere europäischen Nachbarn, die im zweiten Weltkrieg von Deutschland angegriffen und besetzt wurden, zunächst einmal in Angst versetzen. Die Einbindung Deutschlands in die Nato sorgt auch im Ausland für mehr Sicherheit."
Schlechte Realisierungschancen
Vorläufig gibt es aus Expertensicht kaum Chancen, die Nato aufzulösen, selbst ein Austritt Deutschlands scheint außenpolitisch nicht opportun. Besser eine Nato mit Korrekturbedarf als überhaupt kein Militärbündnis - so die Einschätzung der Fachleute.
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