Roland Koch Image des kalten Machtmenschen

Medialer Gegenwind schockt ihn nicht mehr. Spätestens seit der CDU-Schwarzgeldaffäre spaltet Hessens Ministerpräsident die Meinungen.

Wie kaum ein anderer deutscher Spitzenpolitiker spaltet Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) die Meinungen. Seine Partei steht so geschlossen hinter ihm, dass sie ihn mit 100 Prozent der Stimmen zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl kürte.

Kalkulierte Tabubrüche


Doch ebenso klar mobilisiert der 44-Jährige seine Gegner: SPD- Herausforderer Gerhard Bökel erhält immer dann den meisten Beifall, wenn er den Mann angreift, der vor vier Jahren das einstige sozialdemokratische Stammland eroberte und den nicht einmal die CDU-Schwarzgeldaffäre davon abhalten konnte, sich bundespolitisch als einer der schärfsten Widersacher von Rot-Grün zu profilieren.

Schon mehrere Sympathiekampagnen haben Staatskanzlei und Hessen- CDU gestartet, um gegen Kochs Image des kalten Machtmenschen anzugehen. Bei vielen Anlässen durchaus zu Charme und Ironie fähig, machte der Rechtsanwalt immer wieder mit aggressiver Rhetorik und mehr oder weniger kalkulierten Tabubrüchen Schlagzeilen. So gewann er den Landtagswahlkampf 1999 mit einer vielfach als ausländerfeindlich kritisierten Kampagne gegen die doppelte Staatsangehörigkeit. Nicht weniger umstritten war seine Forderung, Sozialhilfe-Empfängern Sanktionen zuzumuten. Und vor wenigen Wochen entfachte er mit einem verunglückten NS-Vergleich einen Sturm der Entrüstung.

Medialer Gegenwind kann Koch allerdings kaum noch schrecken, seit er Anfang 2000 die Schwarzgeldaffäre der Hessen-CDU enthüllen und dabei eine öffentliche Lüge zugeben musste. Als das hessische Wahlprüfungsgericht daraufhin die Gültigkeit der 1999er Wahl in Frage stellte und die FDP über die Zusammenarbeit mit Koch zu streiten begann, wurden schon die politische Nachrufe auf den CDU- Hoffnungsträger geschrieben. Doch Koch stand den Skandal durch, ohne dass die Regierungstätigkeit erkennbar darunter litt.

Tief verwurzelt im christdemokratischen Milieu


Die nötige innere Stabilität gab ihm nach eigenen Worten der Zuspruch von Freunden und Familie. Koch ist tief verwurzelt im christdemokratischen Milieu: Der Sohn des früheren hessischen CDU-Justizministers Karl-Heinz Koch gründete mit 14 Jahren im heimatlichen Eschborn einen Ortsverband der Jungen Union und war mit 21 jüngster Kreisvorsitzender der CDU. Seinem Vater eiferte er auch beruflich nach und arbeitete in dessen Anwaltskanzlei, während er im benachbarten Frankfurt Jura studierte. Erst mit 25 verließ Koch das Elternhaus, um seine Schulfreundin Anke zu heiraten. Weit entfernte sich der Vater zweier Söhne aber nicht: Ihr neues Heim bauten die Eheleute ebenfalls in Eschborn.

DPA