Thorsten Schäfer-Gümbel, ein enger Vertrauter von Parteichefin Andrea Ypsilanti, soll für die hessische SPD den Neuanfang wagen. Er wird die schwer gebeutelten Sozialdemokraten in dem ehemals "roten" Bundesland nach dem Willen der Vorsitzenden und dem einstimmigen Votum des Parteirats als Spitzenkandidat in die Neuwahl Anfang 2009 führen. Der 39 Jahre alte Überraschungskandidat gilt als linker Pragmatiker. Parteifreunde bescheinigen dem stellvertretenden Chef des Bezirks Südhessen Fleiß, Intelligenz und die Fähigkeit, konzeptionell zu denken.
Schäfer-Gümbel hat unter anderem am Konzept der Bundes-SPD für eine Bürgerversicherung mitgewirkt und in Hessen die Forderung nach Mindestlöhnen vorangetrieben. Dabei blieb er meist im Hintergrund. Im Wiesbadener Landtag ist Schäfer-Gümbel seit 2003 Abgeordneter. Er ist stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst sowie Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Verkehr. Seit 2002 war der stets gut gekleidete Politik- und Agrarwissenschaftler Berater der Landtagsfraktion. Hätten SPD und Grüne eine Minderheitsregierung bilden können, wäre er als Fraktionsvorsitzender in Frage gekommen.
Schäfer-Gümbel, seit gut zwölf Jahren in der SPD und Mitglied der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, leitet auch den Unterbezirk Gießen. In Oberstdorf im Allgäu geboren, ist er seit vielen Jahren eng mit Gießen und dem Landkreis verbunden, der auch sein Wahlkreis ist. An der Justus-Liebig-Universität in Gießen studierte er Politik, anschließend ging er in die Verwaltung der Stadt. Er ist Mitglied des Kreistages und der Regionalversammlung Mittelhessen. Schäfer-Gümbel ist verheiratet und hat drei Kinder.