Die in Deutschland eingebürgerten Türken habe der CDU/CSU mit einem Wahlboykott gedroht. "Ich warne die Union, ihre ganz klar gegen die Türkei und die Deutschlandtürken geführte Politik nach dem EU-Gipfel noch fortzusetzen", sagte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Hakki Keskin, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur DPA. Unter den 700.000 bereits eingebürgerten Deutsch-Türken werde er sonst dafür werben, "diese Parteien nicht mehr zu wählen".
Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel hatte angekündigt, die Ablehnung einer EU-Vollmitgliedschaft der Türkei zum Wahlkampfthema für 2006 machen zu wollen. "Das schürt Ressentiment gegen die in Deutschland lebenden Türken und gefährdet den sozialen Frieden", betonte Keskin. Ein "anti-türkischer Wahlkampf" diene nur rechtsextremen Gruppen. Die CDU/CSU-Idee einer "privilegierten Partnerschaft" finde europaweit selbst unter konservativen Parteien keine Mehrheit.
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union hatten auf ihrem Gipfel in Brüssel beschlossen, Ankara Beitrittsverhandlungen ab Oktober 2005 anzubieten. Keskin forderte dafür eine "Gleichbehandlung mit anderen Beitrittskandidaten", nur dann habe der EU-Beschluss "historische Bedeutung".