Bundesumweltminister Norbert Röttgen hält ungeachtet aller Proteste der Atomkraftgegner an einer Laufzeitverlängerung fest. In der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des stern sagt er: "Kernenergie ist die Brücke in eine neue Zeit. Diese Brücke wird vielleicht etwas länger als bislang geplant, aber sicher immer schmaler." Auf eine genaue Zahl bei der Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke will sich der CDU-Politiker aber nicht festlegen. Spätestens 2050 aber müsse die Energieversorgung nahezu C02-frei stattfinden: "Nahezu heißt bis auf vielleicht fünf Prozent. Radikaler geht es nicht."
Bis zum Oktober, wenn die Regierung ihr Energiekonzept vorlege, werde nun durchgerechnet, welche volkswirtschaftlichen Effekte es bei einer Laufzeitverlängerung von 0, 4, 12, 20 und 28 Jahren gäbe, "wie viele neue Arbeitsplätze, welche Investitionen, welche Strompreise". Den Atomenergieanhängern aus den eigenen Reihen erteilt Röttgen in dem Interview eine klare Absage: "Tatsächlich gibt es Stimmen, die fordern, Kernenergie möglichst lange zu nutzen. Ich frage anders: Wann brauchen wir sie nicht mehr? Wann schaffen wir den Umstieg? Eines steht doch fest: Wenn wir weiter Ressourcen verbrauchen und die Umwelt schädigen, berauben wir uns einer zwingenden Voraussetzung für Wachstum und Wohlstand in der Zukunft."
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Die deutschen Atomkraftwerke bezeichnet Röttgen im stern als sicher, räumt aber Gefahren beim Atommüll ein, "den wir über einen Zeitraum jenseits allen Vorstellungsvermögens lagern müssen". An der Erkundung des Standorts Gorleben für eine mögliche Endlagerung hält er unverändert fest: "Selbst wenn man Kernkraft schon immer für falsch gehalten hat - den Atommüll gibt es, er muss irgendwo hin." Gegen seine Vorgänger Jürgen Trittin und Siegmar Gabriel erhebt Röttgen schwere Vorwürfe. Sie seien "vor der Verantwortung geflohen" und hätten "den Müll der nächsten Generation vor die Füße gekippt".