Emotionsgeladenes Thema blieb der Umgang mit Kriminellen und der Drogenszene. Obwohl der Umgang mit der Inneren Sicherheit für das Wahldebakel Voscheraus mitverantwortlich gewesen war, hielt der rot- grüne Senat bis zum Rücktritt von Innensenator Wrocklage an seiner liberalen Linie, die eher auf Prävention und Reintegration, denn auf harte Polizeimaßnahmen setzte, fest. Wrocklage legte seinen Schwerpunkt auf die Modernisierung der Polizei etwa durch die Einführung eines neuen Computersystem und die Zusammenlegung von Schutz und Kriminalpolizei in gemeinsamen Kommissariaten.
Der Kurs von SPD und Grünen rief den Rechtspopulisten Ronald Schill und im Gefolge die CDU auf den Plan. Der als »Richter Gnadenlos« bekannt gewordene Schill gründete im Juli 2000 seine »Partei Rechtsstaatlicher Offensive«. Der als liberal geltende CDU- Fraktionschef Ole von Beust holte sich im Herbst 2000 den Oberstaatsanwalt am Bundesgerichtshof Roger Kusch - einen Hardliner - als Berater an die Seite. Die Innere Sicherheit wurde zum bestimmenden Wahlkampfthema.
Die im Mai 2001 veröffentlichte Kriminalitätsstatistik 2000 wies für Hamburg im Bundesvergleich die insgesamt meisten Straftaten pro Kopf auf - Anlass für die Opposition und Teile der Hamburger Presse den Senat dafür verantwortlich zu machen, dass die Hansestadt die »deutsche Hauptstadt des Verbrechens« geworden sei. Wrocklage versuchte vergeblich, dies zu widerlegen und geriet in die Defensive.
Ende Mai 2001 zog Bürgermeister Ortwin Runde die Notbremse. Wrocklage musste das Handtuch werfen. Sein Nachfolger, Hamburgs SPD- Chef Olaf Scholz, der zuvor vehement den Kurs bei der Sicherheitspolitik verteidigt hatte und das Thema aus dem SPD- Wahlkampf heraushalten wollte, schlüpfte in die Rolle des Law-and- Order-Mannes. Er bekam zusätzliche Stellen bei der Polizei bewilligt. Auch bei Gerichten, die einen Kollaps der Justiz beschworen hatten, sowie bei der Staatsanwaltschaft blieben Stellen erhalten.
Anti-Drogen-Konzept mit repressiven Maßnahmen
Nach rund einem Monat legte Scholz ein neues Anti-Drogen-Konzept mit starken repressiven Maßnahmen vor, das die Zerschlagung der Drogenszene am Hauptbahnhof - eine der größten Europas - vorsieht. Mit dem Konzept wurde auch der bisher strikt abgelehnte Einsatz von Brechmitteln zur Beweissicherung bei Dealern eingeführt. Dies löste eine Grundsatzdebatte beim grünen Koalitionspartner GAL aus, der das Konzept wegen der zusätzlichen Hilfsangebote für die Süchtigen aber mittrug. Für die Grünen ist der Einsatz von Brechmitteln »menschenunwürdig« und gesundheitlich problematisch.