Als skrupelloser Politiker fällt Olaf Scholz in jüngster Vergangenheit eher selten auf. Er ist höchstens manchmal, etwa wenn es um den Cum-Ex-Skandal geht, etwas vergesslich. Dieser Tage zeigt der Kanzler sich jedoch von seiner coolen Seite, wirkt regelrecht "bad ass", wie man in den USA sagt, also knallhart. Dabei erinnert Scholz an einen bekannten Seriencharakter.
Zum Beispiel als er am Sonntag zum TV-Duell mit dem CDU-Kanzlerkandidaten und Kontrahenten Friedrich Merz vorfährt. Scholz sitzt hinten in der schwarzen Kanzlerlimousine, von Dunkelheit umhüllt. Neben ihm sind nur die Umrisse seiner Ehefrau Britta Ernst zu erkennen. Ein Anblick wie ein Mafia-Boss, oder Frank Underwood aus der Netflix-Serie "House of Cards". Nur Scholz' freundlicher Gesichtsausdruck versaut den Gangster-Auftritt. Markus Söder würde kommentieren: "Grins doch nicht schon wieder so schlumpfig, Olaf!"
Doch nicht nur in der Limousine erinnert Scholz an Underwood. Im Rahmen der Berichterstattung zur Bundestagswahl in der ARD spricht der SPD-Politiker mit einem Journalisten des öffentlich-rechtlichen Senders und rudert dabei fleißig auf einem Fitnessgerät. Ein Nutzer betitelt das Video mit "Frank Unterholz im Haus der Karten" – eine Wort-für-Wort-Übersetzung für "Frank Underwood in House of Cards". In der Netflix-Serie ist der fiktive US-Politiker, gespielt von Kevin Spacey, in einigen Szenen auf der Rudermaschine in seinem Keller zu sehen.
Scholz zeigt sich fit – und erinnert an Seriencharakter
So verbissen und gefährlich wie Underwood sieht Scholz bei der sportlichen Aktivität allerdings nicht aus. Er lässt es auch etwas ruhiger angehen, hat sein eigenes Tempo. Schließlich braucht er genug Puste, um währenddessen Fragen zu beantworten. "Ich will Bundeskanzler bleiben, weil ich dafür sorgen will, dass es unserem Land weiter gut geht", sagt der 66-Jährige nichtssagend, in bester Scholz-Manier. Und schon ist der Underwood-Hauch verflogen.
"Dass wir die Zukunft gewinnen und dafür Sorge tragen, dass wir nicht die Dinge, die wir tun müssen, gegeneinander ausspielen", scholzt der Kanzler weiter. Gute Renten, Pflege und Gesundheitsversorgung, mehr Investitionen in die Infrastruktur wolle er auch gewährleisten. "Wie fit sind Sie?", fragt der ARD-Journalist abschließend. Scholz' Antwort ist dieses Mal kurz: "Ich fühle mich fit."

Auch Lindner inszenierte sich als Ruderer
Doch Scholz ist nicht der einzige deutsche Politiker mit Hang zur öffentlichwirksamen Ruder-Inszenierung. Ausgerechnet der ehemalige Finanzminister Christian Lindner, mit dem der Kanzler sich in der gescheiterten Ampel-Regierung so übel zerstritten hat, kam ihm schon vor Jahren zuvor. In einem Instagram-Post des FDP-Politikers aus dem Januar 2018 ist ebenfalls ein Rudergerät zu sehen. Lindner schrieb damals von sportlichen Neujahrsvorsätzen.
Für Scholz dagegen geht es im neuen Jahr politisch um alles. Die Entscheidung über seine Zukunft steht kurz bevor: Am 23. Februar wählt Deutschland einen neuen (wie Scholz hofft, alten) Bundeskanzler. Die Underwood-Politik sollte der Noch-Amtsinhaber besser nicht kopieren, mehr von der Coolness des amerikanischen Seriencharakters würde ihm bis zur Wahl jedoch gut zu Gesicht stehen.