"Er ist kein Scharfmacher, sondern einer, der beide Enden zusammenbringt", heißt es in der CSU über den Nachfolger von Horst Seehofer im Amt des stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Dem 62-jährigen Unterfranken wird die Fähigkeit zugetraut, Scherben zu kitten. Wolfgang Zöller gilt als Mann des Ausgleichs. Ob er jedoch auch nach außen ein eigenes Profil entwickeln kann, wird von Politikern anderer Parteien in Frage gestellt. Der Streit um die Gesundheitsreform hatte in der Fraktion tiefe Gräben aufgerissen.
Auch fachlich bringt der gelernte Mechaniker und Sicherheitsingenieur einiges mit. Er ist stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss für Gesundheits- und Sozialpolitik sowie gesundheitspolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe. Die von Seehofer geerbten Aufgabenbereiche Gesundheit und Soziales sind ihm damit bestens vertraut. Zahllose Schlachten zu diesen Themen hat er an der Seite Seehofers mit ausgefochten, wenn auch stets in dessen Schatten. "Wolfgang Zöller ist niemand, der sich in die Schlagzeilen drängt", sagen Parteifreunde.
Begonnen hat der gläubige Katholik und Vater von zwei Kindern seine politische Karriere in der Kommunalpolitik. Seit 1969 in der CSU, engagierte er sich im heimatlichen Landkreis Miltenberg als Stadt- und Kreisrat. Seit 1990 gehört der Mann mit dem exakt abgezirkelten Kinnbart dem Bundestag an. Das Vermitteln und Vorleben christlicher Grundwerte sei das Kernstück seiner Bemühungen, sagt Zöller. Am Revers trägt er stets einen Anstecker mit zwei Kinderfüßchen - als Bekenntnis zum Schutz des ungeborenen und behinderten Lebens.