Forsa-Umfrage Steinbrück schlägt Rüttgers

Viel zu lachen hat die SPD derzeit nicht in Nordrhein-Westfalen. Wenige Wochen vor der Landtagswahl liegt Schwarz-Gelb in der Wählergunst weit vor Rot-Grün. Nur den Ministerpräsidenten Steinbrück würden die Bürger gerne behalten.

Die Wähler in Nordrhein-Westfalen schätzen den SPD-Spitzenkandidaten Peer Steinbrück, haben aber genug von der SPD. 39 Prozent aller Bürger in Nordrhein-Westfalen würden Steinbrück gerne als Ministerpräsidenten behalten, nur 31 Prozent sähen dessen CDU-Kontrahenten Jürgen Rüttgers gerne an der Spitze der Landesregierung. Das geht aus der jüngsten Umfrage hervor, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des stern und des Fernsehsenders RTL durchgeführt hat. "Steinbrück hat sich als Regierungschef den Respekt und die Achtung der Bürger verdient. Das Defizit liegt eher bei Rüttgers. Er kandidiert bereits zum zweiten Mal, strahlt aber über den eigenen Anhängerbereich hinaus kaum aus. Rüttgers wird von den Wählern nicht als klare Alternative gesehen", sagte Forsa-Chef Manfred Güllner stern.de. "Viele Leute sagen: Steinbrück ja, aber SPD nein." Bei den letztlich entscheidenden Parteipräferenzen liegen CDU und FDP klar vorne. Wäre der Düsseldorfer Landtag Ende April gewählt worden, hätte Schwarz-Gelb eine klare Mehrheit von 52 Prozent der Stimmen erhalten, Rot-Grün wäre lediglich auf 42 Prozent gekommen.

Hälfte der Wähler noch unentschlossen

Drei Wochen vor der Landtagswahl am 22. Mai sprechen sich 45 Prozent der Wähler in Nordrhein-Westfalen für die CDU aus, lediglich 35 Prozent für die SPD, FDP und Grüne erhalten demnach jeweils sieben Prozent, die sonstigen Parteien kommen auf sechs Prozent. "Bei den Wählern gibt es erhebliche Zweifel, ob Rot-Grün das Land noch richtig nach vorne bringen kann", sagte Forsa-Chef Güllner. Allerdings sind diese Ergebnisse mit Vorsicht zu betrachten. Die Hälfte der Wahlbürger sind sich derzeit noch nicht sicher, wie sie abstimmen wollen oder ob sie überhaupt zur Wahl gehen. Laut Forsa ist ein so hoher Anteil unsicherer und unentschlossener Wähler vor einer Wahl selten. "Bei den früheren SPD-Anhängern herrschen Zweifel an der Partei. Es gibt eine extrem große Unsicherheit, ob man zur Wahl geht oder nicht", sagte Güllner. "Und unter jenen, die keine festen CDU-Anhänger sind, aber diesmal eigentlich CDU wählen würden, sind viele, die Zweifel an der Person Rüttgers hegen."

CDU-Anhänger unterstützen eigenen Kandidaten nur halbherzig

Bei dem direkten Vergleich zwischen den Spitzenkandidaten Steinbrück und Rüttgers fällt besonders auf, dass Rüttgers selbst in der CDU nur verhältnismäßig wenig Rückhalt hat. Von den CDU-Wählern würden sich lediglich 58 Prozent für ihren Spitzenmann entscheiden, 19 Prozent würden Steinbrück bevorzugen und 23 Prozent hätten lieber keinen von beiden. Dagegen halten 74 Prozent der SPD-Wähler ihrem Ministerpräsidenten die Treue, nur zehn Prozent sprechen sich für Rüttgers aus, 16 Prozent hätte lieber keinen von beiden.

Zu ihrer Meinung befragten Forsa in der Zeit zwischen dem 25. und dem 29. April insgesamt 1109 nordrhein-westfälische Wahlberechtigte.

Kapitalismuskritik verfängt nicht

Ähnlich günstig wie in NRW sieht es für Union und FDP derzeit im Bund aus. Bei einer Bundestagswahl würde Schwarz-Gelb derzeit 53 Prozent der Stimmen erhalten, Rot-Grün käme auf 37 Prozent. Demnach kommt die Union auf 45 Prozent und verliert im Vergleich zur Vorwoche einen Punkt, die FDP auf acht Prozent – sie kann einen Punkt zulegen. Auch die SPD kann einen Zähler zulegen und erhält 29 Prozent, die Grünen verharren auf 8 Prozent. Die PDS bleibt bei fünf Prozent. Fünf Prozent der Deutschen würden "Sonstigen Parteien" ihre Stimme geben. "Es ist bemerkenswert, dass die Kapitalismuskritik von Müntefering sich nicht in den Zahlen niederschlägt", sagte Forsa-Chef Güllner stern.de. "Es ist keine Bewegung zu Gunsten der SPD erkennbar." Auch im Bund kommt der Amtsinhaber im Gegensatz zu seiner Partei besser weg als die Spitze der Opposition. Bei der Frage nach der Kanzlerpräferenz entscheiden sich 41 Prozent der Wähler für Gerhard Schröder, nur 27 Prozent für CDU-Chefin Angela Merkel.

In der Zeit zwischen dem 25. und dem 29. April befragte Forsa insgesamt 2502 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger.

Fischer gilt als geschwächt

Überdies fragte Forsa in der vergangenen Woche nach den Folgen der Aussage von Außenminister Joschka Fischer vor dem Visa-Untersuchungsausschuss für das Ansehen des Politikers. Danach sind 42 Prozent der Bürger der Ansicht, Fischer sei geschwächt aus dem Ausschuss hervorgegangen, nur 26 Prozent sind der Auffassung, seine Aussage habe ihn gestärkt - 14 Prozent der Befragten sagte, weder das eine noch das andere träfe zu. "Fischer hat seine Sonderstellung bei den Bürgern eingebüßt", sagte Güllner. "Er wird auf ein Normalmaß zurechtgestutzt, nachdem man in jahrelang als Ausnahmeerscheinung betrachtet hat".

Zu den Folgen des Fischer-Auftritts befragte Forsa am 28. und 29. April 1008 Bürger.

Florian Güßgen