"Es ist ein riesiges Experiment gewesen und in meiner Wahrnehmung hat sich viel bewegt", sagt Regine Gerike, Professorin für integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik von der TU Dresden nach drei Monaten 9-Euro-Ticket.
Und während Finanzminister Christian Lindner argumentiert, dass das Ticket zu teuer sei und mit der "Gratismentalität" Schluss sein müsse, sagt die Professorin: "Eine Gratismentalität können wir uns als Gesellschaft gar nicht leisten." In den Verkehrssektor werde bereits viel Geld investiert, es müsse nur umverteilt werden. Und die Vorschläge für geeignete Maßnahmen liegen ihrer Meinung nach schon auf dem Tisch, etwa die Reduktion von Pendlerpauschalen, Dienstwagenprivilegien oder eine Maut.
Das 69-Euro-Ticket: Ein Nachfolgemodell für das 9-Euro-Ticket?
Die Idee, das 9-Euro-Ticket in Form eines 69-Euro-Tickets weiterzuführen, könne die Nutzung des ÖPNV für viele Menschen attraktiv machen, glaubt Regine Gerike, aber auch hier sei eine Ko-Finanzierung notwendig. Grundsätzlich gehe es bei der Diskussion um den räumlichen Geltungsbereich, den Preis und das Finanzierungskonstrukt dahinter. Und auch fehlende Kapazitäten seien "kein Grund, etwas nicht zu tun", meint Regine Gerike. Und gerade, weil sich Planungszeiträume und Baumaßnahmen über Jahre hinweg ziehen, müsse man beim Ausbau des ÖPNV mit voller Kraft vorangehen.
Der ÖPNV als Rückgrat der Mobilität von morgen
Blickt die Professorin auf die Mobilität von morgen, sagt sie: "Ich glaube, der Verkehr wird langsamer, bunter sein. Wir werden viele verschiedene Fahrzeuge haben." Der ÖPNV aber müsse ihrer Meinung nach das Rückgrat der Fortbewegung bilden. "Es wäre schön, wenn wir den Schwung nutzen, ein Ticket anzubieten, das bundesweit benutzt werden kann und konsequent dem öffentlichen Verkehr weiter Rückenwind geben."
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