Femizide sind Morde an Frauen – und das sollte man auch so benennen, sagt "stern"-Redakteurin Isabelle Zeiher in der 441. Folge "heute wichtig". "Das ist eine Tötung, die passiert, weil in der Beziehung patriarchalische Strukturen herrschen", also Verhaltensregeln, die ein Mann einer Frau auferlegt. Werden diese gebrochen, ist das für den Täter ein "legitimer Grund, das Leben der Frau zu beenden", sagt sie im Podcast.
Femizide: die Eskalation von jahrelanger Gewalt
Für die Redakteurin ist der eigene Rechtsbegriff des "Femizid" deshalb auch sinnvoll. Denn dahinter verbirgt sich ein viel größeres Problem: "Häusliche Gewalt fängt viel früher an." Oftmals ist der Femizid nur die Eskalation von Gewalt, die sich jahrelang manifestiert hat. Morde von Männern an Frauen kommen viel häufiger vor. Im vergangenen Jahr sind 113 Frauen in Beziehungen von ihren Partnern getötet worden – und im Vergleich dazu "nur" 14 Männer.
Frauen zeigen ihre Männer nicht sehr oft an"
Trotzdem ist die Datenlage in Deutschland schwierig. "Femizide sind ein noch sehr unerforschtes Feld", sagt Isabelle Zeiher – auch, weil es hohe Dunkelziffern gebe. Nicht bei den Femiziden an sich, sondern den Mordversuchen, die dem vorausgehen. "Frauen zeigen ihre Männer nicht sehr oft an", sagt die Redakteurin. Bei ihren Recherchen hat Isabelle Zeiher lange mit einer Protagonistin gesprochen, die viele Anläufe gebraucht hat, bis sie ihren Partner angezeigt hat.
Extremes Schampotenzial, Abhängigkeiten und Angst: Warum Frauen nicht gehen
Warum gehen diese Frauen nicht vorher, wenn sie es mit einem gewalttätigen Partner zu tun haben? Eine Frage, die immer wieder laut wird, wenn es um Femizide geht. Nur: "Das ist sehr leicht gedacht", sagt Isabelle Zeiher. Es gebe viele Faktoren, warum diese Frauen bleiben: Finanzielle Abhängigkeit oder emotionale Abhängigkeit. "Viele lieben ihren Mann und vertrauen darauf, dass er sich ändern wird, auch wenn das meistens nicht der Fall ist." Oft spielten auch gemeinsame Kinder eine Rolle. Im schlimmsten Fall drohten Männer ihren Frauen damit, den Kindern etwas anzutun, wenn die Frau geht, erklärt Zeiher. "Und tatsächlich sind die Momente, in denen man geht, oft die schlimmsten, wo es besonders häufig zu Femiziden kommt." Und so ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Frauen etwa sieben Jahre brauchen, bis sie sich von ihrem gewaltbereiten Partner trennen. "Und obwohl wir inzwischen mehr darüber sprechen, ist das Schampotenzial extrem."