Die 16 Minister:innen und der neue Bundeskanzler, die Deutschland in den kommenden vier Jahren regieren werden, sind offiziell verkündet! Nachdem Grüne und FDP ihre Personalien bereits in den vergangenen Tagen verkündet hatten, hat gestern auch die SPD bekanntgegeben, wer welchen Posten bekommen soll. Eine der größten Überraschungen und gleichzeitig eine der größten Selbstverständlichkeiten: Karl Lauterbach wird Gesundheitsminister. Dass das passiert, schien von Anfang an zu offensichtlich, um wahr werden zu können. Er tritt in nicht allzu große Fußstapfen, bilanziert Albrecht von Lucke – Politik-Experte und Redakteur der Monatszeitschrift "Blätter für deutsche und internationale Politik": "Wenn jemand – neben Andi Scheuer wohlgemerkt – auf ganzer Linie gescheitert ist, dann ist es Jens Spahn." Unbestritten ist bei dem Arzt Lauterbach die Expertise, was er jedoch unter Beweis stellen muss, ist seine Fähigkeit, ein Teamplayer zu sein: "Er war bisher jemand, der als Wissenschaftler agiert. Aber er muss auch die Sorgen und Befindlichkeiten der Corona-Maßnahmen-Gegner im Blick behalten. Also muss er politischer agieren als vorher."
Ein Ampel-Kabinett voller Newcomer
Weniger offensichtlich waren einige andere Namen im neuen Kabinett von Olaf Scholz. Albrecht von Lucke hat die Besetzungen im Podcast "heute wichtig" einmal vollständig unter die Lupe genommen und hätte am wenigsten mit einer Innenministerin Nancy Faeser gerechnet, doch die Kompetenz bringe sie mit: "Die drei klassischen Ministerien der ältesten Tradition, Verteidigung, Innen und Außen, sind dieses Mal alle von Frauen besetzt. Das ist schon ein ganz bemerkenswerter Vorgang und mutig." Für alle neu besetzten Ministerien gilt: Die Herausforderungen sind groß wie nie, und die Erwartungen von Seiten der Bevölkerung sind ähnlich hoch. Einfach wird es nicht, sagt Albrecht von Lucke: "Diese noch unerfahrenen Minister müssen jetzt in einem Maße unter Beweis stellen, dass sie diesen gewaltigen Jahrhundertaufgaben gewachsen sind, wie es vermutlich noch keiner Koalition zuvor ergangen ist."
Erdgas als Brückentechnologie
In der deutschen Industrie ist Erdgas der mit Abstand wichtigste Energieträger. Laut Statistischem Bundesamt hatte Erdgas im vergangenen Jahr einen Anteil von 31 Prozent am Gesamt-Energieverbrauch der Industrie. Auf Strom entfielen gerade einmal 21 Prozent, dahinter Mineralöle und Kohle mit jeweils 16 Prozent. Der Physiker Dr. Karl Friedrich Ziegahn erklärt in unserer Wochenserie über Energieträger, dass Gas darüber hinaus eine Brückentechnologie hin zu erneuerbaren Energien sein kann. Denn Gas ließe sich mit anderen Stoffen vermengen, zum Beispiel Wasserstoff, wodurch sich sein Erderwärmungspotential verringere. Problematisch sei jedoch, dass Deutschland Erdgas vor allem importieren müsse, erklärt Ziegahn, zuletzt immer mehr von Russland, auch über die Pipeline Nordstream 2. Dadurch mache man sich natürlich abhängig, so Ziegahn, ein Umstand, vor dem auch die USA warnen, die gleichzeitig jedoch ihr Erdgasschätze im Weltmarkt verkaufen wollten.