Partei in der Krise Ist Saskia Esken noch die Richtige an der SPD-Spitze?

Saskia Esken
Der Blick in die Zukunft ist getrübt: Esken, 63, seit 2019 Co-Vorsitzende der SPD
© Andreas Pein/laif
Seit dem Rücktritt von Generalsekretär Kevin Kühnert ist Saskia Esken das schwächste Glied in der SPD-Führung. Wie lange geht das noch gut?

Am Montagabend vergangener Woche erhebt sich Saskia Esken aus einem bequemen Sessel in der Lobby eines Stockholmer Hotels. Auf dem Handy leuchtet der letzte Termin dieses Tages auf. Die SPD-Chefin könnte gut eine Verschnaufpause brauchen. Vom straffen Programm in der schwedischen Hauptstadt. Vielleicht auch vom Gerede aus Berlin, das sie verfolgt.

Als sie darauf angesprochen wird, wägt Esken ihre Worte sorgfältig, ehe sie antwortet. "Das sind die Gesetze des Marktes", sagt sie. Ein bemerkenswerter Satz für die Vorsitzende einer Partei, die sich Solidarität auf die Fahnen geschrieben hat.

Jede Menge Frust

Wenn man das mit dem Markt wörtlich nimmt, ist Saskia Eskens Wert stark gesunken. Außerhalb Berlins wird vereinzelt, aber offen ihr Rücktritt als Co-Vorsitzende der SPD gefordert; in der Hauptstadt selbst wird schon ein Name für ihre potenzielle Nachfolge in Umlauf gebracht. Bei den Sozialdemokraten hat sich eine Menge Frust angestaut, der nach einer Zielscheibe sucht, und diese scheint Esken zu sein.

In der SPD wächst die Sorge, bei der Bundestagswahl 2025 pulverisiert zu werden. In den Umfragen ist die Kanzlerpartei auf 15 bis 17 Prozent geschrumpft. Wenn sich nicht rasch und radikal etwas ändert, dann steuert die älteste Partei Deutschlands auf eine Niederlage historischen Ausmaßes zu.

Erschienen in stern 42/2024