SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert: "Eine Yoga-Gruppe wird die Ampel sicher nicht mehr"

Kevin Kühnert SPD General steht in einem grafisch anmutenden Raum mit weißen Wänden und Holzboden
Kevin ­Kühnert, 34, wütete einst als Juso-Chef gegen die Große Koalition. Nun wirft sich der SPD-General für die rauflustige Ampel in die Bresche:  "Man muss erstmal eine Koalition finden, die besser und verlässlicher ist", sagt Kühnert im Gespräch 
© Meike Kenn / stern
Platzt die Regierung? SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert stellt sich gegen die Sozialpläne der FDP – und warnt seine Partei vor einem Koalitionswahlkampf.

Herr Kühnert, wie lang ist Ihr durchschnittlicher Arbeitstag?
In meinem Job lässt sich das nicht so genau sagen. Aber die 40-Stunden-Woche habe ich meist schon am Mittwochnachmittag voll.

Manchen in der Politik wird es gerade zu viel. Kollegen von Ihnen haben wegen der Brutalität des Geschäfts angekündigt, auszusteigen. Selbst schon mal darüber nachgedacht?
Nein, aber ich bin auch noch nicht so lange dabei, da sieht man das sicher anders. In meinen Augen sollte jeder in der Politik die innere Haltung haben, dass das kein Job für die Ewigkeit ist. Sonst wird es vermutlich ungesund.

Können Sie einen Moment schildern, wo es Ihnen schon mal zu viel wurde?
Ab und an sitze ich nach dem letzten Termin am Sonntagabend im Zug und denke: Jetzt ist endlich Wochenende. Dabei ist morgen schon wieder Montag. Da kommen einem manchmal schon Zweifel, ob das alles richtig so ist.

Portrait von SPD Generalsekretär Kevin Kühnert
Kevin ­Kühnert, 34, einst Juso-Chef jetzt SPD-Generalsekretär
© Maike Kenn / stern

Christian Lindner, FDP-Chef, will den Menschen Lust auf Überstunden machen und an die Arbeitsmoral der Deutschen ran, damit die "Wirtschaftswende" gelingt. Gute Idee?
Betrachten wir einfach die Wirklichkeit: Jedes Jahr werden weit über eine Milliarde Überstunden offiziell in Deutschland erfasst, weniger als die Hälfte davon ist bezahlt. Die betroffenen Arbeitnehmer wünschen sich von ihren Arbeitgebern und der FDP mehr Lust auf Gerechtigkeit! Zuerst muss geleistete Arbeit anständig vergütet werden. Und so oder so müsste sich die FDP etwa zur strikteren Arbeitszeiterfassung durchringen, die sie ja für ein übles Bürokratiemonster hält.

Wir haben den Eindruck, der FDP-Chef diktiert gerade die Agenda. In einem Zwölf-Punkte-Papier stellen die Liberalen die Sozial- und Wirtschaftspolitik grundlegend infrage. Wo können Sie mitgehen?

Erschienen in stern 18/2024