Seine Schlafplätze wechseln gerade häufig. Er übernachtet mal im Hotel, mal in einer WG von Freunden. Mehrmals die Woche pendelt Philipp Türmer, 27, von Offenbach nach Berlin. Er muss jetzt öfter in der Hauptstadt sein. Treffen, Schalten, Interviews. Überall Arbeit. Und nebenbei versucht er, eine Wohnung zu finden. Glückauf, Genosse.
"Früher war Berlin romantischer", sagt Türmer.
Ruhiger war es in Berlin auch, jedenfalls für den Bundeskanzler und die SPD. Dann tauchte Philipp Türmer auf und machte Lärm. Unüberhörbar teilt der neue Chef der Jungsozialisten (Jusos) gegen sie aus. In einer Schärfe und Dringlichkeit, wie sie die Genossen seit den Jahren der Großen Koalition nicht mehr erlebt haben.
Seinerzeit wütete ein gewisser Kevin Kühnert gegen die GroKo und wurde zum Prototypen des schlagkräftigen Juso-Vorsitzenden. Heute ist es Türmer, der die SPD auf einem Irrweg sieht – weil sie Olaf Scholz blindlings folgt. Der Unterschied: Die SPD stellt jetzt den Kanzler. Der Quälgeist Türmer setzt also ganz oben an.
Bringt er die Geschlossenheit der Genossen, die sich nach Scholz' Wahlsieg diszipliniert hinter ihm versammelt haben, nun ins Wanken? Und den Kanzler gleich mit?