Mut gegen rechte Gewalt "Wir haben die besseren Schulhof-CDs"

Nachdenken, hinterfragen. Auch mal sein eigenes Ding machen: Zivilcourage fängt im Alltag an, so die Botschaft der Jubiläumsveranstaltung der stern-Initiative "Mut gegen rechte Gewalt". Mit dabei war auch ein Bundesminister, der klare Worte fand.

In einer Zeit, in der sich viele nichts trauten, war Sophie Scholl eine der wenigen Mutigen. Gerade deswegen gab es wohl keinen besseren Ort, um den fünften Geburtstag der stern-Aktion "Mut gegen rechte Gewalt" zu feiern: Die Sophie-Scholl-Oberschule in Berlin-Schöneberg. Die Schule wurde nach dem Krieg deutschlandweit als erste nach der Münchner Widerstandskämpferin benannt.

Musiker wie die Mitglieder der Gruppen Silbermond und Brothers Keepers sowie Schülervertreter lasen aus den Flugblättern der Weißen Rose. Wohl einige Hundert Oberschüler waren gekommen, um bei strahlendem Frühlingswetter ein Statement abzugeben: Nein zu rechter Gewalt. Ja zu Zivilcourage.

Mut gegen rechte Gewalt

Seit fünf Jahren gibt es www.mut-gegen-rechte-gewalt.de als gemeinsames Projekt der stern-Aktion "Mut gegen rechte Gewalt" und der Berliner Amadeu Antonio Stiftung. Das Portal bietet Hintergrundinformationen sowie tagesaktuelle Berichte über Rechtsextremismus und stellt Projekte vor, die sich vorbildlich für Demokratie engagieren. Die Redaktion ist unabhängig und überparteilich. 2007 wurde sie mit dem Alternativen Medienpreis der Nürnberger Medienakademie ausgezeichnet. Die Initiative freut sich über finanzielle Unterstützung. Spendenkonto: Amadeu-Antonio-Stiftung, Betreffzeile: stern-Aktion "Mut gegen rechte Gewalt, Deutsche Bank Bensheim, BLZ 509 700 04, Kontonummer 030331329

Botschaft vermitteln, ohne den Zeigefinger zu heben

"Was wir brauchen, das ist einen klaren Kopf. Um nachzudenken, ob es richtig ist, was die Masse macht", sagte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, der die Aktion mit seinem Auftritt auf dem Fest unterstützte. "Man muss dran bleiben. Der Kampf gegen Ausländerhass und Neonazis ist kein Kampf, den man nur an einem Tag kämpft. Es ist ein Kampf gegen Ungerechtigkeit, so wie wir sie in der Schule, Straßenbahn oder auch in der Politik erleben." Auch Neonazis seien Menschen, sagte Tiefensee, "Menschen, die man überzeugen kann".

"Musik ist ein gutes Mittel, um eine Botschaft zu vermitteln, ohne den Zeigefinger zu heben", sagte Stefanie Kloß, Sängerin der Rockband "Silbermond". Musikerkollege Sebastian Krumbiegel, Frontmann der Gruppe "Die Prinzen", sieht das ähnlich: "Es gibt Schulhof-CDs von Nazis und es gibt Schulhof-CDs von uns. Aber unsere sind besser."

Auf dem Fest an der Sophie-Scholl-Oberschule wurde auch ein neues Buch präsentiert. Im "Mut-ABC für Zivilcourage" finden sich viele interessante Gedanken und Anregungen für die Auseinandersetzung mit der alltäglichen Fremdenfeindlichkeit. Es kann für fünf Euro bei der Amadeu-Antonio-Stiftung bestellt werden.

Die Idee für das Handbuch geht auf den Berliner Schüler Caspar Rehner zurück, der sich gegen rechte Gewalt engagierte und auch publizistisch tätig war. Im Mai 2007 kam er bei einem Autounfall ums Leben. Er war auf dem Weg nach Wunsiedel zu einer Veranstaltung gegen Rechtsextremismus.

"Damit wirklich alle Menschen in Frieden leben können, ist auch eine Art persönlicher Frieden notwendig, welcher größtenteils darauf basiert, dass jeder in seinem Denken und Handeln frei ist, jedoch durch sein Denken und Handeln niemand anderen in seiner Freiheit einschränkt", schrieb Rehner in der Jugendzeitung "Politik Orange". "Man kann also sagen, dass Frieden nur dann möglich ist, wenn sich alle Menschen gegenseitig achten und respektieren."

Sebastian Christ