Syrien Amnesty berichtet von Folter und Tod in Gefängnissen

In Syriens Gefängnissen werden regierungskritische Häftlinge laut Amnesty International brutal gefoltert und getötet. Die Menschenrechtsorganisation fordert daher ein hartes Eingreifen des UN-Sicherheitsrates.

Bei der Unterdrückung der Protestbewegung in Syrien sind nach Angaben von Amnesty International mindestens 88 Menschen in Haft gestorben. Alle Opfer seien offenbar im Zusammenhang mit einer angeblichen Teilnahme an Demonstrationen festgenommen worden, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation. In mindestens 52 Fällen gebe es Hinweise darauf, dass die Inhaftierten nach Misshandlungen oder Folter gestorben seien oder die Gewalt zumindest zu ihrem Tod beigetragen habe. Die Leichen einiger Opfer hätten Spuren von Schlägen, Verbrennungen oder Peitschenhieben getragen. Bisher hatte Amnesty für Syrien jährlich etwa rund fünf Todesfälle in Gefängnissen verzeichnet.

Bei den in Haft gestorbenen Demonstranten, die im Zuge der Massenverhaftungen zwischen April und Mitte August festgenommen worden waren, handelte es sich ausschließlich um Männer und Jungen ab einem Alter von 13 Jahren. Amnesty International dokumentierte unter anderem den Fall eines Arztes aus Aleppo, der wenige Tage nach seiner Festnahme am 25. Mai tot an einem Straßenrand gefunden worden sei. Der Leichnam wies demnach zahlreiche Knochenbrüche auf. Seine Genitalien seien verstümmelt gewesen; die Augen ausgehöhlt.

Die syrische Führung verfolge ihr eigenes Volk "systematisch" und "in großem Stil", erklärte der Syrien-Experte bei Amnesty, Neil Sammonds. Die "Missachtung des menschlichen Lebens", die sich täglich auf den Straßen des Landes zeige, werde durch die Gewalt hinter den Gefängnisgittern noch verstärkt.

Einige Todesfälle in Gewahrsam könnten als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewertet werden, ergänzte Sammonds. Laut Amnesty wurden seit Beginn der Protestbewegung gegen die autoritäre Regierung von Präsident Baschar el Assad im März mehr als 1800 Menschen getötet.

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DPA/AFP