Ab 1. Januar Kurioses Überbleibsel: Relikt aus der Kaiserzeit bald bundesweit abgeschafft

Alltag in den 1960ern: Am Hauptbahnhof von Frankfurt am Main werden die Bahnsteigkarten kontrolliert
Alltag in den 1960ern: Am Hauptbahnhof von Frankfurt am Main wird die Zugangsberechtigung zum Bahnsteig kontrolliert. Hamburg schafft die Bahnsteigkarte nun ab – als letzte Stadt in Deutschland
© Roland Witschel / DPA / Picture Alliance
Ein Überbleibsel aus dem vorletzten Jahrhundert steht in Deutschland vor dem Aus: Hamburg schafft zum Jahresende Bahnsteigkarten ab.

Ein Stück (Eisenbahn-)Geschichte in Deutschland geht zum Jahresende verloren – so richtig traurig darüber dürften jedoch die Wenigsten sein. Auch in Hamburg werden zum 1. Januar 2024 die Bahnsteigkarten abgeschafft. Diese waren über Jahrzehnte hinweg in der Hansestadt erforderlich, um U- und S-Bahnstationen betreten zu dürfen, wenn man ohne gültige Fahrkarte zum Beispiel jemanden vom Zug abholen wollte.

Hamburg ist letzte Stadt mit Bahnsteigkarten – noch

Damit fällt hierzulande die letzte Bastion eines Reliktes aus der Frühzeit der Eisenbahn. Bei der damaligen Bundesbahn endete die Pflicht zum Lösen einer Bahnsteigkarte bereits endgültig zur Fußball-WM 1974. In einigen regionalen Verkehrsverbünden blieb sie jedoch teils noch deutlich länger erhalten. Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund schaffte das Ticket beispielsweise erst 2019 ab. Im Hamburger Verkehrsverbund hielt man – bundesweit einzigartig – noch länger an dem Modell fest, auch weil sich groß angelegte Fahrkartenkontrollen an den Ausgängen der U- und S-Bahnhöfe so leichter durchführen ließen – die Ausrede, man habe nur jemanden zum Zug bringen wollen, greift durch das System nicht.

Die Bahnsteigkarte war in Hamburg das einzige Ticket, das zuletzt günstiger geworden war. 2019 sank der Preis von 0,30 Euro auf die bis heute gültigen 0,10 Euro. Sie berechtigt noch bis Silvester zu einem bis zu einstündigen Aufenthalt in der Station, in der sie gelöst wurde. Im vergangenen Jahr verkaufte der Hamburger Verkehrsverbund knapp 20.000 Bahnsteigkarten.

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Quellen: Hamburger Verkehrsverbund, Nachrichtenagentur DPA

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