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Bester Rastplatz an der A7 Nächste Ausfahrt Baggersee

Wann sind wir denn endlich da? Für quengelige Kinder und pausebedürftige Fahrer auf der A7 ist die Abfahrt Northeim Nord die Rettung. Badestrand, Seerestaurant und Beachclub direkt an der Autobahn. Manch einer findet es so schön, dass er gleich für ein paar Urlaubstage bleibt.
Von Christine Lendt

Das Meer ist weit weg, kaum jemand würde hier Urlaub vermuten. Vielleicht leuchtet der Strand deshalb so kräftig. Der helle Sand, die bunten Sonnenschirme und Strandmuscheln, all die gebräunten Menschen passen nicht zu dem Betonkonstrukt im Hintergrund. Zu Füßen der A7 zwischen Göttingen und Hannover behauptet sich, fast ein wenig trotzig, der Badestrand der Northeimer Seenplatte. Als hätte man ein Stückchen Costa Blanca oder Sylt genommen, vor die Leitplanke verpflanzt und gesagt: Jetzt erst recht.

Sonnenhungrige aalen sich vor dem Asphaltband, das Dänemark und Österreich verbindet. Was zunächst befremdlich erscheint, ist der ideale Rastplatz. Ein Bad in den kühlenden Fluten erfrischt müde Fahrer, der Nachwuchs kann sich austoben, statt Fast-Food-Restaurants erwartet die Autofahrer gehobene Küche. Die See-Gastronomie wurde im vergangenen Sommer zur besten Pausenadresse an der A7 gekürt.

Rauscht das Meer oder sind es die Lkw?

Von der Abfahrt Northeim Nord leiten Schilder an den Freizeit-See. Am Parkplatz dehnen Fernreisende die müden Glieder. Pkw, Transporter und Wohnmobile reihen sich aneinander. Durch die Bäume dröhnt der Fernverkehr, Schaumkronen vermutet man da kaum. Wenige Schritte weiter aber endet das typische Rastplatzambiente: Restaurant, Strandbar und Spielplatz wenden der A7 den Rücken zu. Vor der Terrasse glitzert der See. Auf einem Holzsteg sitzt ein Vater mit zwei Kindern und zählt schaukelnde Segelboote, die Ehefrau hat es sich in einem Strandkorb bequem gemacht. "Wir machen hier immer Pause, weil wir das Wasser so schnell vermissen". Die Familie aus Schleswig fährt zu Verwandten nach Oberbayern.

Rastplatz mit Bootsverleih

Unweit vom Parkplatz befindet sich der Badestrand. "Ich wollte den Platz verschönern", sagt Ralf Pelzel, seit drei Jahren zuständig für Seeaufsicht und Rettungsdienst. Dafür hat er 120 Tonnen Quarzsand anfahren lassen, die bunten Schirme darauf verteilt, einige Liegestühle aufgestellt und kleine Oasen zum Sitzen geschaffen. Mit Blumengirlanden und Bambuszäunen bietet Pelzel der Autobahn die Stirn, tatsächlich stören die Brummis über den Köpfen kaum jemanden. Wohl auch, weil der Blick in Richtung See, über Strand, Wasser und viel Grün, davon ungetrübt bleibt.

Die Wasserqualität wird regelmäßig vom niedersächsischen Gesundheitsamt untersucht und erhielt bei den Messungen im Juni wieder die Note "sehr gut bis gut". Für den Spaß im Nass verleiht Pelzel Luftmatratzen und Schlauchboote, bald möchte er um Tret- und Ruderboote erweitern. "An guten Tagen kommen bis zu 700 Gäste", sagt der Schwimmmeister, "und manche machen gleich etwas Urlaub." Er deutet auf ein Wohnmobil mit schwedischem Kennzeichen. Die blonden Besitzer hocken grinsend auf Campingstühlen. Sie waren auf dem Weg zu ihrem Ferienhaus in den Niederlanden, nun verweilen sie schon seit drei Tagen am See.

Spontaner Sprung ins Nass

Das könnte auch Christina und Martin aus Crailsheim bei Ulm passieren, die eigentlich nur ein paar Runden Schwimmen wollten. Auf der Durchreise nach Hamburg sind sie spontan dem braun-weißen Schild gefolgt, das die Northeimer Seenplatte als regionale Besonderheit ausweist. Mit ausgestreckten Gliedern sitzen sie vor dem Imbiss, Sand rieselt durch ihre Zehen, vergessen ist die A7 im Hintergrund: "An einer normalen Raststätte hört man das doch auch", erklärt der Mann und gönnt sich erst einmal ein Weißbier. Fahren muss er so schnell nicht mehr.

Die Northeimer unter den Gästen sehen die Lage ohnehin gelassen. Seit 30 Jahren nutzen sie die nahe Bademöglichkeit. Ob die Verkehrsgeräusche die Erholung beeinträchtigen? Eine Frau im gestreiften Bikini hebt schläfrig den Kopf: "Wie bitte?". Sie hat nicht einmal die Frage gehört. Das Geheimnis steckt in ihren Ohren: Wattestöpsel.

Brummifahrer grüßen Badegäste

Andere haben Spaß mit dem Verkehr. Mit imposantem Dreiklang hallt die Hupe eines 12-Tonners über den See, als Antwort folgen Gejohle und Rufe der Stadtjugend: "Viele Fahrer grüßen", erklärt Ria, Krankenpflegerin in der Ausbildung. Manche Lkw kenne man mit der Zeit schon. Die Clique, zu der noch Sammy, Bianca, Jan und Olli gehören, berichtet von durchreisenden Besuchern, die für Laune sorgen. Erst am Vortag hatte es eine Gruppe von rund 20 Motorradfahrern zu einer Pause hierher verschlagen.

Hinter dem Strandbad führt der Weg weiter um den See, vorbei an der Liegewiese für FKK-Freunde und einem Areal für Hunde. Schmale Pfade leiten zu verschwiegenen Plätzen, dazwischen verhaaren Angler auf entfalteten Plastiksesseln. Schließlich ist da nur noch der Wanderweg, und plötzlich hört man es doch: Vogelgezwitscher, Blätterrauschen, ein Rascheln im Schilf. Der See schwappt leise ans Ufer, spätestens jetzt ist die Autobahn ganz weit weg.

Anfahrt:
Von der A7 Abfahrt Northeim / B3 (Einbecker Landstraße) auf die L 572. Nach ca. 1,8 Kilometern führt links eine Abzweigung zum Parkplatz am Großen See.
Strandbad am Großen See: Eintritt für Erwachsene 1,30 Euro, Kinder 1 Euro (unter sechs Jahren frei). Öffnungszeiten im Sommer: ca. 10 bis 21.30 Uhr. Umkleidemöglichkeiten, Café, Imbiss und Toiletten sind vorhanden.

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