Die Begeisterung war überwältigend, das Flugzeug riesig und an Boden und Bord floss der Champagner in Strömen: Am 31. Oktober 2009 hatte Air France als erste Fluggesellschaft in Europa ihren ersten von zehn bestellten Airbus A380 im Werk Hamburg-Finkenwerder in Empfang genommen.
Anschließend ging es unter der Flugnummer AF380 zum Sonderflug zum Pariser Flughafen Charles de Gaulle, wo die Maschine drei Wochen später im Linienflug zum Einsatz kam. Damals war der stern mit an Bord und veröffentlichte unter dem Titel "So fliegt die Königin der Lüfte" am 1. November 2009 eine Fotoreportage.
Am 26. Juni 2020 wird es wieder einen Sonderflug mit einer A380 von Air France geben: Gegen 12 Uhr soll der größte Passagierjet der Welt mit einer AF-Flugnummer zum letzten Mal abheben, zu einem zweistündigen Rundflug über Frankreich. An Bord werden nur Mitarbeiter der Fluggesellschaft sein, darunter Anne Rigail, die Chefin von Air France, und Ben Smith, der Chef Executive Officer von Air France/KLM.
Es wird ein Abschiedsflug werden. Denn die Corona-Pandemie hat die Pläne der Franzosen beschleunigt, das Flugzeug mit Platz für bis zu 538 Passagiere für immer aus dem Verkehr zu ziehen. Eigentlich sollte die reduzierte A380-Flotte noch bis 2023 im Einsatz sein.
"Zu teuer, zu groß"
"Ich weiß nicht, ob es jemand damals hätte vorhersagen können, aber die A350 und der Dreamliner haben die A380 einfach völlig obsolet gemacht - zu teuer, zu groß", sagte kürzlich Anne Rigail im Interview mit aero.de.

Schon vor der Corona-Krise hatte Air France die Leasing-Verträge nach zehn Jahre auslaufen lassen und die ersten Exemplare in den vergangenen Monaten bereits ausgemustert.
Anders als Lufthansa, Qantas oder Singapore Airlines hatte Air France in das Produkt ihrer zehn A380 nicht kontinuierlich investiert. Zwar gab es auch einige Premium-Economy-Sitze im Oberdeck, aber die Business Class war immer noch ohne flache Betten unterwegs und galt unter Geschäftsleuten als nicht mehr zeitgemäß.
Dem Airbus A380 widerfährt nun dasselbe Schicksal bei Air France wie der Concorde. Beide waren fliegende Superlative, made in France. Doch der Lebenszyklus der technischen und mit öffentlichen Geldern hochsubventionierten Prestigeobjekte blieb auch unter den Erwartungen, weil die Flieger sich als finanziell unrentabel erwiesen. Am Ende droht Flugzeugen immer nur zwei Möglichkeiten: ab ins Museum oder die Verschrottung.
Auch bei dem Flug am Freitag werden wieder Tränen fließen. Nur diesmal keine Freudentränen. Air France hat angekündigt, insgesamt zwischen 8000 und 10.000 Stellen abzubauen. Die A380 war bei Passagieren und Crews gleichermaßen beliebt – nur eben nicht bei den Controllern der Airline-Verwaltung. Wie lautete doch gleich das Fazit einer Flugbegleiterin nach dem Erstflug 2009 von Finkenwerder nach Paris: "Isch liebe this plane."
Auf den folgenden Seiten der Fotostrecke oben sehen Sie die Aufnahmen von 2009 mit unveränderten Bildlegenden.
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