Eigentlich geht es am Flughafen Dresden beschaulich zu. Mehrmals täglich gibt es nur Zubringerflüge nach Frankfurt, München und Zürich, einmal am Tag sogar eine Verbindung nach Moskau. Nicht so am 19. Dezember: Da rollte ein riesiger Airbus A380 der australischen Fluglinie Qantas zur Startbahn und verschwand in den Wolken Richtung Südostasien. Ist Dresden jetzt an das interkontinentale Streckennetz einer großen Airline angeschlossen?
Nein, so weit ist man in Sachsen noch nicht, dass mehr als 500 Menschen auf einen Schlag das größte Passagierflugzeug der Welt füllen können. Der doppelstöckige Airbus mit der Kennung VH-OQH hatte die letzten Wochen in Halle 285 der Elbe Flugzeugwerke (EFW) verbracht.
Das traditionsreiche Unternehmen hat nämlich von Qantas den Zuschlag zur Umrüstung der Kabine erhalten. Bei Qantas bildet der Airbus A380 mit zwölf Exemplaren das Rückgrat der Langstreckenflotte. Doch die ersten Maschinen sind in die Jahre gekommen und erhalten im Oberdeck eine komplett überarbeitete Business Class mit neuen Sitzen, eine erweiterte Premium Economy Class und Modifikationen im Hauptdeck inklusive der First Class.
Im Gegensatz zur Air France, die nicht mehr in eine neue Kabine ihrer A380-Flaggschiffe investiert, sondern in naher Zukunft ihre Maschinen diesen Typs ausrangiert, setzen die Australier weiterhin auf das Riesenflugzeug - und auf die Kompetenz der Ingenieure in Dresden.
Umbau in Rekordzeit in 55 Tagen
Denn die Elbe Flugzeugwerke haben sich erfolgreich auf die Wartung, Instandhaltung und den Umbau von Flugzeugen spezialisiert, zum Beispiel von älteren Airbus A300 zu Frachtmaschinen und seit Kurzem auch vom Airbus A330 zum reinen Frachter. Außerdem lassen Lufthansa und Air France die umfangreichen Sechs-Jahres-Checks ihrer A380 hier durchführen.
Den Millionenauftrag zur Modernisierung der zwölf Großraumflugzeuge von Qantas haben die Elbe Flugzeugwerke GmbH, ein Joint Venture von ST Engineering aus Singapur und Airbus mit 1600 Mitarbeitern, erhalten, weil sie einen A380 in der Rekordzeit von 55 Tagen umrüsten können. Das gelingt mit einer so kurzen Standzeit nur, wenn im Drei-Schichten-Betrieb rund um die Uhr am und im Flugzeug gearbeitet wird, wie eine Pressesprecherin dem stern sagte.
Dieses Jahr ist bereits das Innenleben von zwei Exemplaren erfolgreich erneuert worden. Doch die zehn Jahre alte Maschine, die am Donnerstagmorgen in Dresden-Klotzsche abhob, war die erste, die nonstop bis nach Sydney zurückflog – ohne Passagiere und nur mit zwei Cockpit-Crews zum Abwechseln an Bord.

Nach einer Flugzeit von 18,5 Stunden und genau 16.105 Kilometern landete die innen wie neu aussehende Maschine in Sydney. Es war nach Angaben der Elbe Flugzeugwerke der längste Nonstopflug eines A380. Noch am selben Tag konnte die A380 wieder in den Liniendienst gehen. - als Flug QF17 nach Los Angeles.
Falls im kommenden Jahr weitere A380 mit dem weißen Känguru am roten Heck im Himmel über Dresden auftauchen oder bei Start und Landung am dortigen Flughafen zu sehen sind: nicht wundern. Es ist kein Linien-, sondern ein Sonderflug. Allein neun A380 der Australier werden 2020 bei den Elbe Flugzeugwerke umgerüstet.
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