Rettungskräfte üben regelmäßig den Notfalleinsatz. Ob Technisches Hilfswerk, Polizei oder Flughafenfeuerwehr - die Mitarbeiter inszenieren wiederholt den Ernstfall, um ihr Krisenmanagement zu testen. Im Rückblick scheint an den Flughäfen Bremen, Berlin und Hamburg der 25. Mai 2011 eine großangelegte Übung gewesen zu sein. In Berlin war die Sperrung schon nach drei Stunden wieder aufgehoben, in Hamburg bereits zur Mittagszeit.
Zwar erreichten mehrere Tausend Passagiere ihr Ziel nicht pünktlich, stiegen auf Bahn und Auto um, das große Chaos blieb allerdings aus. Zum Glück verflüchtigte sich die mysteriöse Wolke fast so schnell, wie sie gekommen war. Alle Beteiligten sind noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Die meisten Passagiere äußerten Verständnis für die Ausnahmesituation.
Dennoch hat der Mittwoch gezeigt, welche Lehren aus dem Aschechaos im vergangenen Jahr gezogen wurden und wo viele Worte gefallen, aber kaum Taten gefolgt sind. Positiv zu melden ist, dass inzwischen 50 Messstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) existieren, deren Daten die Deutsche Flugsicherung als Grundlage für ein Flugverbot heranzieht. Auch dauerte es nicht wie im letzten Jahr drei Wochen, bis ein Messflugzeug abhob. Heute startete mittags ein Spezialflugzeug vom Fliegerhorst Hohn bei Rendsburg, um die Kontaminierung in der Atmosphäre zu messen und Entwarnung zu geben.
Immer noch kein europaweiter Grenzwert
Oder nehmen wir das Beispiel Grenzwert: Vor 14 Monaten war noch keine kritische Marke für Aschekonzentrationen festgelegt, ab der das Fliegen untersagt wird. Jetzt existiert durch das Verkehrsministerium eine Obergrenze für die Sperrung des Luftraums bei zwei Milligramm pro Kubikmeter Luft.
Allerdings gibt es nach wie vor keinen europaweit einheitlichen Grenzwert, bei dem alle Flugzeuge am Boden bleiben müssen. So wird in Frankreich bis vier Milligramm Asche pro Kubikmeter Luft einfach weiter geflogen. Nationale Alleingänge helfen da wenig, um den Himmel über Europa endlich einheitlich zu gestalten. Der EU-Verkehrskommissar Siim Kallas und die EU-Kommissionen in Brüssel haben hier noch viel Arbeit zu leisten. Auch müssen die Triebwerkhersteller ins Gebet genommen werden: Weil sie Regressforderungen befürchten, nennen sie keine verbindlichen Garantiewerte, bis zu welcher Aschekonzentration ihre Turbinen problemlos betrieben werden können.
Kommunikation ist alles
Besser klappte die Kommunikation. Nicht nur zwischen Verkehrsministerium, der Flugsicherung, den Wetterdiensten, Flughäfen und Airlines, sondern auch mit den Reisenden. Erneut bewiesen die sozialen Netzwerke wie Twitter und Facebook, mit welcher Geschwindigkeit sich gestrandete Passagiere digital informieren können. So verbreitete sich die gute Nachricht, dass das Flugverbot am Hamburger Flughafen nicht erst um 17 Uhr, sondern bereits um 12 Uhr wieder aufgehoben wird, schneller über die Facebook-Seite des Airports als über die Nachrichtenagenturen.
Vielleicht war der heutige Tag wirklich nur ein Probelauf. Zwar pustet der Grimsvötn seit heute keine Asche, sondern nur noch Wasserdampf in die Atmosphäre. Aber Wissenschaftler warnen bereits vor einer weiteren Eruption in Island. Unter dem Vulkan Hekla, der im Schnitt alle zehn Jahre ausbricht, hat sich eine gewaltige Magmabeule gebildet. Die letzte Eruption war im Jahr 2000.