Es handelt sich um ganz profane Orte. Jeder kennt sie, doch wurden sie von der Architekturgeschichte übersehen: die Bushaltestelle oder das Bushäuschen, in Englisch kurz Bus stop oder auch in anderen Sprachen Parada de autobús, Bussipeatrus oder im fernen Japan Basutei benannt.
Dabei sind Haltestellen ein globales Phänomen, ganz egal, ob sie in einer Metropole eines hochzivilisierten Landes oder in der entlegenen Provinz eines Riesenreiches stehen. Wie unterschiedlich die Unterschlupfe für wartende Busreisende sein können, dokumentiert der neue Bildband "Anhalten bitte! - Eine Reise zu den ungewöhnlichsten Haltestellen der Welt", der im DuMont Reiseverlag erschien.
Die Bandbreite reicht von einfachen Metall- und Holzkonstruktionen, die teilweise durch die fantasievolle Bemalung der Bevölkerung verschönert wurden, über anonyme Kunstprojekte bis hin zu dynamischen Entwürfen von Designern, wobei mehrere besonders futuristisch gestaltete Exemplare in der Stadt Hannover auffallen.
Das Buch ist der Verdienst des Autors und Haltestellen-Sammler Jens Bey, dass er sich nicht großen Bahnhöfen und Flughäfen zugewendet hat, sondern seinen Blick auf die kleinste Gattung unter den Verkehrsbauten richtet: das Buswartehäuschen.
Für Bey ist manches Bauwerk am Straßenrand "ein Hort kreativen Bauens, des Experimentierens und, ja, auch der Anarchie. Es ist ein Symbol sowohl für Stillstand als auch für Bewegung, für Kontemplation und Transit", schreibt er in seinem Vorwort. "In den Antlitzen der Wartehäuschen zeigt sich der Lauf der Zeit, der Reichtum und die Armut einer Gesellschaft, es spiegeln sich die kleinen und großen Katastrophen der Menschheit. Kurz: Die Bushaltestelle steht für nichts Geringeres als das Leben."
Mit seinem Werk, das auch nicht im opulenten Bildband im Coffeetable-Format daherkommt, hat Bey eine Art optische Kulturgeschichte der Bushaltestelle geschaffen, einen kleinen aber grandiosen Bildband im Taschenbuchformat, der in jede Jackentasche passt und die Wartezeit auf den nächsten Bus verkürzt.
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