Es war ein biologisches Missverständnis, das der Insel ihren Namen gab: Als "Rotte nest", zu deutsch "Rattennest", bezeichneten die holländischen Seefahrer Ende des 17. Jahrhunderts ihre Entdeckung. Denn die dortigen Quokkas, die Kurzschwanzkängurus, hielten sie für eine große Rattenart. Dabei handelt es sich bei diesen putzigen Wesen um besonders zierliche Kängurus.
Auf die eher nachtaktiven Tiere stoßen die Besucher schon nach wenigen Schritten, nachdem sie mit einer der Fähren von Fremantle den Anleger in Thomson Bay erreicht haben. Lautlos hoppeln die fotogenen Beuteltiere neben den Wegen und auf den Terrassen der Restaurants auf der Suche nach etwas Essbaren und verbreiten von Anfang an eine entspannte Atmosphäre – und sie stehen für eine friedliche Koexistenz zwischen Menschen und Tier. Niemand berührt oder füttert die Quokka. Getrau dem Motto, das auf vielen Schildern zu lesen ist: "Don't feed the locals."
Die Aborigines nennen die 19 Quadratkilometer große Insel, die sich von der Größe her mit Langeoog vor der Küste Nordfrieslands vergleichen lässt, Wadjemup. Doch die Whadjuk Noongar, die hier vor bis zu 30.000 Jahren lebten, verließen vor 6500 Jahren das Eiland, als sich der Meeresspiegel anhob und der Landstrich vom Festland getrennt wurde.
Rottnest Island heißt eigentlich Wadjemup
Die Kolonialisten aus Europa machten aufgrund der isolierten Lage aus Wadjemup eine Gefängnisinsel für Aborigines vom Festland. Die Gefangenen mussten sogar aus den hier gebrochenen Kalksteinen ihre eigenen Zellen bauen. Die Friedhöfe und die Ausstellung im Wadjemup Museum erzählen das düstere Kapitel der Insel unter dem Leitthema "The past is not buried".
Im 20. Jahrhundert wurde während der beiden Weltkriege Wadjemup als Internierungslager und als ein Ort für Kriegsgefangene genutzt. Erst Jahrzehnte später setzte der Tourismus ein. Längst ist die Nachfrage größer als das Angebot, und die Unterkünfte in den kleinen Ferienhäusern werden jeweils vor Saisonbeginn verlost. Gerade während der strengen Corona-Politik in Australien boomte die Insel: Wadjemup gehörte zu den wenigen Zielen, die für die Bewohner des Bundesstaates Western Australia in Frage kam.
Aus dieser Zeit stammt das jüngste Ausstellungstück in einer der Museumsvitrinen: Ein angekokelter Metalleimer mit der Aufschrift der mexikanischen Biermarke Corona. Er wurde von zwei Aborigines für eine Rauch- und Feuerzeremonie genutzt, als Wadjemup als ein neuer Isolationsort spirituell vorbereitet wurde: Denn im März 2020 mussten sich die Passagiere des Kreuzfahrtschiffes "Vasco da Gama“ von Transocean Kreuzfahrten aus Offenbach, das in Fremantle festmachen sollte, zunächst auf der für diese Zwecke geräumten Insel in eine vierzehntägige Quarantäne begeben.
Der Bierkühler liegt direkt neben Feuerstein-Werkzeugen, die auf Wadjemup gefunden wurden, deren Alter zwischen 13.000 und 40.000 Jahren vor Christi Geburt taxiert wird.
Weitere Infos: www.rottnestisland.com