Die politische Lage in Thailand hat sich am Dienstag entspannt, aber der von der Regierung verhängte Notstand über Bangkok und die Nachbarprovinzen gilt weiterhin. Dort ist ein Versammlungsverbot für Gruppen von mehr als fünf Personen in Kraft. Das Auswärtige Amt hat für Thailand keine Reisewarnung ausgesprochen, sondern nur die Sicherheitsweise verschärft.
Auf Nachfrage präzisierte das Lagezentrum des Auswärtigen Amtes, dass reine Hotelaufenthalte in der thailändischen Hauptstadt nicht kritisch gesehen werden. Von der Homepage des Auswärtigen Amtes wurde inzwischen ein wichtiger Satz gestrichen: "Von nicht notwendigen Reisen nach Bangkok sollte abgesehen werden."
Keine Ausgangsperre verhängt
Als einer der wenigen Veranstalter hatte die Tui noch am Ostermontag ihren Kunden, die einen längeren Aufenthalt in Bangkok gebucht haben, eine kostenlose Umbuchung angeboten. Vereinzelt sei es über Ostern zu Umbuchungsanfragen gekommen, sagte ein Tui-Sprecher zu stern.de. Da sich die Situation aber entschärft habe, bietet Tui ab Mittwoch auch wieder klassische Bangkok-Ausflüge an, die über Ostern aus Sicherheitsgründen ausgesetzt wurden. Auch bei den Fluglinien hat sich die Lage entspannt. "Es ist ruhig", erklärt Air Berlin-Sprecherin Jasmin Born. "Wir fliegen ganz normal nach Bangkok und Phuket. Anfragen von Veranstalter, die Flugkontingente zurückgeben wollen, sind uns nicht bekannt."
Die Fluggesellschaften Lufthansa und Thai Airways fliegen weiterhin täglich von Frankfurt in die thailändische Hauptstadt. Der Reiseveranstalter Thomas Cook schränkt sein Thailand-Angebot nicht ein. "Unsere Kunden sind vor allem Strandurlauber. Für sie gibt es keine Auswirkungen. In den Strandregionen ist es ruhig. Sie steigen nur am Flughafen Bangkok um," so die Pressesprecherin des Reiseveranstalters.
Entwarnung vom Auswärtigen Amt
Der aktuelle Hinweis des Auswärtigen Amtes erwähnt ausdrücklich, dass der Flugverkehr in Thailand auch über den außerhalb der Stadt gelegenen internationalen Bangkoker Flughafen Suvarnabhumi störungsfrei verläuft. Die Tourismus-Zentren im Süden des Landes, unter anderem Phuket, melden keine Zwischenfälle. Allerdings ist der Zugverkehr von und nach Bangkok eingestellt.
Seit Montag wird auch in anderen Regionen wie Chiang Mai und Chiang Rai demonstriert. Hier müssen Reisende mit Behinderungen im Straßenverkehr rechnen. In Phuket gibt es laut Auswärtigem Amt bislang keine Einschränkungen. Der am Samstag in den Provinzen Pattaya und Chonburi verhängte Ausnahmezustand wurde noch am selben Tag wieder aufgehoben.
Thailand verliert sein Lächeln
Thailand ist für Deutsche das beliebteste Urlaubsziel in Asien. Im vergangenen Jahr lockten die Palmenstrände und historischen Tempelanlagen, der freundliche Service in Hotels und die thailändische Küche über 545.000 deutsche Besucher in das südostasiatische Land. Wer einmal in Thailand Urlaub gemacht hat, den Badeurlaub mit einem Aufenthalt in der Megacity Bangkok oder einer Rundreise kombiniert hat, kommt gerne wieder.
Auch in der zurückliegenden Wintersaison. Denn trotz der Proteste auf Phuket im August 2008 und später in Bangkok, der mit einer Besetzung des internationalen Bangkoker Flughafen Suvarnabhumi Ende November gipfelte, gab es keinen signifikanten Einbruch bei den Besucherzahlen. "Wir freuen uns, dass wir das vergangene Jahr mit einem kleinen Plus abschließen konnten, auch wenn sich die Auswirkungen der politischen Ereignisse Ende November und Anfang Dezember auf die Gesamtzahlen für 2008 niedergeschlagen haben", sagt Suwalai Pinpradab, Direktorin des Thailändischen Fremdenverkehrsamtes in Deutschland.
Doch 2009 können die Statistiker im Fremdenverkehrsamt den Buchungsrückgang nicht mehr mit Steigerungsraten aus den ersten beiden Quartalen wie im letzten Jahr schön rechnen. Auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin beklagten Hoteliers in Bangkok eine schlechtere Auslastung ihrer Häuser. "Thailand ist bei uns in diesem Jahr rückläufig", so Michael Blum von Tui Deutschland zu stern.de.
Durch die Finanzkrise halten sich nicht nur Geschäftsleute, sondern auch Ferienreisende mit Reisen nach Thailand zurück. Die Touristenhochburgen leiden zusätzlich unter einem weiteren Faktor: Die Lage um die politische Zukunft des Landes ist unklar. Urlauber, die Sonne, Sand und Palmen suchen, weichen bei ihrer Reiseplanung auf andere Ziele aus. Gewinner der letzten Monate sind die Strände in Indonesien - allen voran die auf der Insel Bali.
Es gärt in Thailand, die sozialen Unterschiede haben zugenommen. Das Gefälle zwischen Arm und Reich ist im letzten Jahrzehnt größer geworden. Es mangelt an demokratischer Stabilität. König Bhumibol ist seit 1946 im Amt und damit das am längsten amtierende Staatsoberhaupt der Welt.