Seit der umstrittenen Annexion in den frühen 1950er Jahren durch die Volksrepublik China gehört das Land im Westen der Volksrepublik zu den politisch höchst sensiblen Regionen des Landes. Für Touristen aus dem Ausland ist Tibet mit der Hauptstadt Lhasa nicht einfach zu besuchen. Noch schwieriger wird es Auslandkorrespondenten gemacht, um eine Genehmigung für eine Reportage zu erhalten.
Ganz anders ist die Situation für Festlandchinesen. Nach offiziellen Angaben verzeichnete Tibet 35 Millionen Besucher im Jahr 2020 – und das im Coronajahr, als das Reisen innerhalb Chinas restriktiv gehandhabt wurde.
Die enorme Zahl von 35 Millionen Besuchern übertrifft die Einwohnerzahl Tibets um das Zehnfache. Dahinter steckt ein politisches Kalkül: Die tibetische Bevölkerung soll mit der chinesischen Kultur und der Sprache Mandarin konfrontiert und das Tibetische zurückgedrängt werden. Die Regierung in Peking möchte die Besucherströme bis 2025 auf 61 Millionen pro Jahr steigern.
Embedded Journalism in Tibet
Diese Zahlen nennen Korrespondenten von AFP und Getty Images, die Anfang Juni im Rahmen einer staatlich gelenkten Reise durch die 1,2 Millionen Quadratkilometer umfassende autonome Region reisen konnten. Neben den Stätten des Unesco-Weltkulturerbes in Lhasa besuchten sie Dörfer in der Provinz, wo inzwischen eine Infrastruktur mit kleinen Hotels aufgebaut wird.
Die von den Agenturen veröffentlichen Fotografien sollen eine intakte Welt zeigen. Doch seit der Niederschlagung des Volksaufstandes im März 1959 regiert die Kommunistische Partei in Tibet mit eiserner Hand. Während der Kulturrevolution wurden zwischen 1966 und 1969 mehrere tausend Klöster und andere Kulturdenkmäler zerstört. Über eine Million Menschen mussten ihre ursprüngliche, nomadische Lebensweise aufgeben.
Menschenrechtsorganisationen beklagen immer wieder die Unterdrückung durch die enorme chinesische Polizei- und Militärpräsenz. Aus Protest gegen die Repressionen haben sich seit 2009 mehr als 150 Menschen selbst verbrannt. Die tibetische Sprache wird immer seltener an Schulen gelehrt.
Der "neue Unterdrückungsansatz basiert auf einer engmaschigen Verzahnung von Sicherheitsapparat, digitalen Datensystemen für alle Bürger und sozialen Kontrollmechanismen“, sagt Jasna Causevic von der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Die Regierung greift in das Leben der Menschen ein, um über Zeit die Lebensformen und Gewohnheiten der gesamten tibetischen Bevölkerung zu ändern." Der Fortbestand einer selbstbestimmten und authentischen tibetischen Kultur sei dadurch gefährdet.
Quellen: www.afp.com, www.gettyimages.de, www.gfbv.de
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