Die Ursachen können vielfältig sein: Schlechte Sicht, Dunkelheit oder nah beieinander liegende Flughäfen mit identisch ausgerichteten Landebahnen. Es kommt tatsächlich regelmäßig vor, dass sich Flugzeuge im Linienverkehr verfliegen. Und das häufiger als man denkt: Alleine für die vergangenen drei Jahren listet eine Website acht bestätigte Zwischenfälle auf.
Brisant wird es, wenn der versehentlich zur Landung genutzte Airport gar nicht für größere Flugzeuge ausgelegt ist. Denn oft handelt es sich um Militärflugplätze oder kleinere Regional-Airports mit zu kurzen Start- und Landebahnen. Und auch wenn die Landung glimpflich ausgeht, was glücklicherweise meistens der Fall ist, irgendwie muss das Flugzeug auch wieder starten. Denn keine Airline recycelt ihre millionenteuren Flieger gerne auf einem Provinzairport. Und so steht häufig ein nervenaufreibender Start an.
Auf Youtube lassen sich gleich mehrere solcher Rettungsaktionen bewundern. Erst im Janaur dieses Jahres verirrte sich eine Maschine der Southwest Airlines mit 129 Menschen an Bord auf dem Weg von Chicago nach Branson auf den rund zehn Kilometer entfernt liegenden M. Graham Clark Downtown Airport. Ein Flughafen für den Privatflugverkehr mit gerade einmal 1140 Metern Bahnlänge – stolze 1000 Meter weniger, als am eigentlichen Zielort. Der Pilot schaffte es trotzdem, die Boeing 737 punktgenau am Ende der Bahn anzuhalten.
Einen Tag später konnte der Jet schon wieder abheben - ohne Passagiere und mit vollem Schub. Die amerikanische Flugunfallbehörde NTSB untersucht derzeit den Fall. Fest steht: Die Piloten flogen auf Sicht, es war dunkel – und beide Piloten waren sich sicher, den richtigen Flughafen anzufliegen.
Rund einen Monat zuvor landete eine Maschine der Ethiopian Airlines in Tansania auf einem deutlich zu kleinen Flughafen. Die Boeing 767 war mit 213 Menschen an Bord in Addis Abeba gestartet und auf dem Weg nach Kilimanjaro. Doch anstelle des Touristen-Airports am Fuß des berühmten Berges landete Flug ET 815 aus noch nicht endgültig geklärten Umständen im 50 Kilometer entfernten Arusha. Auch hier schafften es die Piloten, die Maschine auf der nur halb so langen Bahn zu stoppen. Beim Wendeversuch versanken dann allerdings Teile des Fahrwerks im Gras.
Sehenswert wurde es beim Start der Boeing. Denn die Bahn in Arusha war mit einer Länge von 1620 Metern nicht ansatzweise für ein Flugzeug dieser Größe ausgelegt. Mit maximalem Startgewicht benötigt eine Boeing 767-300 normalerweise rund 800 Meter mehr. Doch ohne Passagiere, Fracht und nur minimalem Sprit an Bord gelingt der Abflug – Staubwolken inklusive.
Mit einer Verirrung der besonderen Art machte im November 2013 auch der Flugzeughersteller Boeing von sich reden. Ein so genannter Dreamlifter – ein umgebauter Fracht-Jumbo, der Bauteile des Boeing-787-Programms transportiert – verflog sich auf dem Weg zur McConnell Air Force Base in Kansas. Die Boeing 747 landete stattdessen auf dem Jabara Airport nahe Wichita, auf dem in der Regel einmotorige Propellermaschinen starten und landen. Statt 3360 Metern stand der Crew plötzlich nur 1860 Meter Landebahn zur Verfügung.
Geradezu kurios mutet dabei der Funkverkehr an. Die Piloten wähnten sich zunächst am richtigen Airport, dann auf einem anderen Flughafen in der Nähe. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Piloten, der Lotse am eigentlichen Zielflughafen sowie herbeigeeiltes Flughafenpersonal klären konnten, wo der Frachter denn nun gelandet war. Und nicht nur das Lokalfernsehen berichtete begeistert bis erheitert über den Zwischenfall.
Dem Dreamlifter gelang am Tag darauf ein problemloser Start, trotz deutlich zu kurzer Bahn. Das US-Fernsehen berichtete live vor Ort. Die Untersuchungen zur Ursache dauern derweil noch an.
Auch in Deutschland hat es übrigens schon berühmte Verwechslungen gegeben. So landete im Mai 1967 ein Flugzeug der damals durchaus umstrittenen spanischen Charterairline Spantax in Hamburg versehentlich auf dem Flughafen Finkenwerder, heute Werksflughafen von Airbus, statt auf dem eigentlichen Airport in Fuhlsbüttel. An Bord waren vor allem Journalisten – und am Steuer saß gar der Spantax-Chef persönlich. Aber das ist eine Geschichte für sich.