Nicht nur die Lage des Atlantis ist nach wie vor einzigartig: An der Grenze zwischen der Stadt Zürich und der Natur des grünen Uetliberges erhebt sich das bis heute frei stehende Gebäude am Waldrand. Als das Haus 1970 eröffnet wurde, galt auch die Konzeption als revolutionär. Ein Grundriss in Form eines Ypsilons mit 330 Zimmern. Rasch zog der damalige Zeitgeist ein und stiegen VIPs wie Shirley MacLaine, Steve McQueen, Freddie Mercury und Muhammed Ali ab.
Später übernahm die amerikanische Sheraton-Kette das Haus. Doch mit dem Glamour war es in den Neunzigern vorbei. Es fehlten die dringend benötigten Investoren, der Niedergang begann. Das Atlantis wechselte die Besitzer, wurde zum Objekt von Immobilienspekulanten. Statt Umwandlung in Luxusappartements folgten Leerstand und Hausbesetzung und später die Nutzung als Heim für Asylsuchende und zuletzt als Studentenwohnheim.
Erst mit Geld aus dem Golfstaat Katar wurde nach Jahren des Leerstandes mit der Totalsanierung eines der wichtigsten Gebäude der Nachkriegsmoderne in Zürich vor vier Jahren begonnen. Behörden und Bauherren lagen lange im Clinch. 2014 verhängte die Stadt Zürich sogar einen Baustopp.
Doch nach der mehrjährigen Renovierung hat das Architekturbüro Monoplan die Balance mit der Denkmalpflege gefunden: die Fassade komplett neu interpretiert, innen die Zimmerzahl um mehr als zwei Drittel reduziert. Das gesamte Interieur wirkt nicht anbiedernd an die 70er Jahre im Retro-Style, sondern edel, wie es sich für ein gegenwärtiges Designhotel gehört. An die Vergangenheit des Hauses erinnern eher visuelle Zitate und Fotografien, die das frühere Atlantis und deren Gäste widerspiegeln.
Ob das Haus an die legendären Zeiten von damals anknüpfen wird? Schwer vorstellbar. Denn neben dem Personal sind auch die Stammgäste für die Atmosphäre des Hauses entscheidend. Die müssen das neue Atlantis by Giardino, das zu der kleinen und feinen Schweizer Hotelgruppe gehört, erst noch für sich entdecken.
Was dem wieder aufgetauchten Atlantis weiterhin bleibt, ist die unverbaute Lage in einer fast schon ländlichen Idylle: Abends hört man bei geöffneter Balkontür keinerlei Verkehrsgeräusche, nur das Plätschern des Baches auf der Wiese und die hellen Glocken der auf der Weide des Nachbarn grasenden Ziegen - und das zehn Minuten vom Zentrum Zürichs entfernt.