Der ehemalige Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug traut Max Verstappen eine Aufholjagd im WM-Kampf noch zu. "Diese halte ich in der Tat für absolut realistisch", sagte der 72-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Vor dem Großen Preis von Aserbaidschan am Sonntag auf dem Stadtkurs in Baku hat Verstappen 94 Punkte Rückstand auf WM-Spitzenreiter Oscar Piastri, 63 auf dessen McLaren-Teamkollegen Lando Norris.
"Alleine in den restlichen acht Hauptrennen sind noch 200 Punkte zu vergeben, dazu noch Punkte bei Sprintrennen. Wer Verstappens überlegene Siegesfahrt in Monza erlebt hat und den notwendigen Durchblick hat, weiß, dass das keine streckenspezifische Eintagsfliege war", betonte Haug.
Verstappen hatte zuletzt den Großen Preis von Italien gewonnen. Es war sein erster Formel-1-Sieg nach acht Rennen und sein dritter in dieser Saison. Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko hatte von einer "Wiedergeburt" gesprochen.
Red Bulls Motorsportberater Marko: Alles ist möglich
Dem Fachportal "motorsport.com" sagte der Österreicher vor dem Rennen in Aserbaidschan: "Was Baku und die schnellen Strecken betrifft, bin ich sehr optimistisch. Ich bin hoffnungsvoll für Singapur, das einzige Rennen, das wir (Red Bull) noch nicht gewinnen konnten. Normalerweise haben wir auf langsamen Strecken Probleme, aber ich glaube nun, dass in dieser Phase alles möglich ist."
Selbst wenn die Chancen des viermaligen Weltmeisters Verstappen aktuell gering sind, bleibt abzuwarten, wie sich das Duell der beiden McLaren-Piloten, die bislang den Anweisungen des Teams Folge leisteten und gegenseitig mit Respekt und Fairness behandeln, weiter entwickelt. Die Bosse beharren auf den sogenannten Papaya-Regeln, abgeleitet von der farblichen Lackierung des Wagens. Die Entscheidung soll zwischen den beiden Fahrern auf der Strecke fallen und nicht von außen, sprich vom Kommandostand gelenkt werden. Eine Nummer eins gibt es nicht.
Nutznießer eins McLaren-Duells gab es schon mal
"Klar sagt alle Welt, die beiden McLaren-Mercedes-Fahrer stehlen sich gegenseitig die Punkte", sagte Haug. "Für mich ist dieser Wettkampf ohne Stallorder aber der einzig richtige Weg, fair Motorsport zu betreiben. Sollte dann der WM-Titel futsch sein, dann ist es so. Ich spreche hier durchaus aus leidvoller Erfahrung."
2007, als Haug Mercedes-Motorsportchef war, lieferten sich die beiden damaligen McLaren-Mercedes-Piloten Fernando Alonso und Lewis Hamilton ein allerdings auch völlig vergiftetes und eskaliertes Teamduell. Nutznießer war damals Kimi Räikkönen, der in einem dramatischen Finale im Ferrari den Titel gewann.