Rennsport Viel Tamtam, nichts dahinter: Warum die Formel 1 so langweilig ist wie seit Jahren nicht

Max Verstappen bei der Fahrer-Präsentation In Miami
Max Verstappen, hier in Miami bei der Präsentation der Fahrer mit Streichorchester und Cheerleadern, ist kein Fan von zu viel Show vor dem Rennen
© Chris Graythen / Getty Images
Die Formel 1 boomt, es gibt so viele Rennen wie nie zuvor, doch leider hält die Spannung nicht mit: Die Königsklasse des Motorsports ist durch die Dominanz von Red Bull und Überfahrer Max Verstappen so langweilig wie seit Jahren nicht.

Die Rapper LL Cool J und will.i.am gaben sich alle erdenkliche Mühe, die Formel 1 um einen glamourösen Showact reicher zu machen: Während der Mann von den Black Eyed Peas auf einem kleinen Pult stand, und das kleine Streichorchester mit roboterhaften Bewegungen seiner Arme dirigierte (die neue Formel-1-Hymne stammt aus seiner Feder), kündigte LL Cool J jeden Formel 1-Piloten einzeln an. Die Protagonisten des Rennsonntags in Miami traten dafür extra aus einer Art Bühne hervor, liefen durch ein Spalier von Cheerleadern und winkten mal mehr, mal weniger begeistert den Fans.

Die neue Art der Fahrer-Vorstellung sagt viel über die aktuelle Formel 1 aus: Sie bietet viel mehr Tamtam als früher. Einige Piloten beschwerten sich nach der ungewohnten Präsentation ("Keiner der Fahrer mag es", behauptete McLaren-Pilot Lando Norris), aber sie wissen natürlich, dass neue Unterhaltungselemente bei Grands Prix dazugehören. 

Seit der Übernahme durch das US-Unternehmen Liberty Media will sich die Rennserie ein zeitgemäßeres Image verpassen. Eine bessere Vermarktung und spektakuläre Bilder (vom Heli oder aus dem Cockpit), mehr Kommunikation mit den Fans, so viele Grands Prix wie noch nie und ein neues Sprint-Format haben dafür gesorgt, dass die Rennserie beliebt ist wie lange nicht (außer in Deutschland natürlich).

Mercedes und Ferrari bekommen Probleme nicht in den Griff

Doch es gibt ein Problem: In Wahrheit ist die Formel 1 so langweilig wie schon lange nicht mehr, da kann die Verpackung funkeln und glitzern, wie sie will. War die Saison 2021 eine der spektakulärsten in der Geschichte der Rennserie mit einer WM-Entscheidung in den letzten Runden des letzten Rennens, setzte im vergangenen Jahr eine Entwicklung ein, die sich in diesem Jahr verstärkte: Mit Red Bull ist ein Team so stark, dass die Konkurrenz vollkommen chancenlos hinterherfährt, von echter Spannung keine Spur.

Große Teams wie Mercedes oder Ferrari sind fast ins Mittelmaß abgerutscht und bekommen ihre Probleme nicht in den Griff. Aufsteiger wie Aston Martin verdienen Anerkennung, aber sind genauso chancenlos wie alle anderen Teams. Im fünften Rennen gab es den vierten Doppelsieg von Red Bull. Die Autos von Max Verstappen und Sergio Perez rollten mit 30 Sekunden Vorsprung vor dem drittplatzierten Fernando Alonso im Aston Martin über die Ziellinie.

Auch Sergio Perez kann nicht für Spannung sorgen

All das wäre zu ertragen, wenn bei Red Bull wenigstens zwei gleichwertige Fahrer in den Cockpits säßen. Nach der Machtdemonstration von Miami dürfte aber selbst den größten Optimisten klar sein, dass der Mexikaner Perez keine Chance hat gegen Überfahrer und Titelverteidiger Verstappen. Spannend wird es nur, wenn Verstappen Fehler macht oder Pech hat (so wie in der vergangenen Woche in Baku). Das ist aber nur sehr selten der Fall. Wer darauf gehofft hatte, dass Perez zum großen Herausforderer von Verstappen wird wie einst Nico Rosberg für Lewis Hamilton bei Mercedes, sollte sich dem Golfen zuwenden. Da geht es spannender zu.

Nein, egal wie man es sich als Anhänger des Rennzirkus' schön redet, die brutale Dominanz von Red Bull und das außergewöhnliche Talent von Verstappen ergeben in der Summe die Formel Langeweile. Daran werden auch die technischen Updates der Konkurrenz in den nächsten Wochen nichts ändern.

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