Diffusor-Streit in der Formel 1 Banges Warten auf die Entscheidung

Spannung vor dem GP von China: Im Diffusor-Streit fällt die Fia am Mittwoch ihr Urteil. Das umstrittene Unterboden-Teil wird unter anderem von den bislang so bärenstarken Brawn-GP-Boliden verwendet. Sollten die Kläger Recht bekommen, droht der "Königsklasse" das Chaos.

Willkommens-Geschenk für die einen, böse Überraschung für die anderen - mit dem Urteil im Diffusor-Streit werden die Formel-1-Teams voraussichtlich bei ihrer Ankunft in China konfrontiert. Erst einen Tag nach der Berufungsverhandlung, die am Dienstag hinter verschlossenen Türen im Hauptquartier des Internationalen Automobilverbandes Fia stattfand, soll die Entscheidung der Richter verkündet werden, bestätigte ein Fia-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur dpa. Winken die Richter die umstrittene Variante des hinteren Unterboden-Teils an den bärenstarken Boliden von BrawnGP sowie den ebenfalls auftrumpfenden Rennwagen von Williams und Toyota durch, dürfte sich an der neuen Hierarchie in "Königsklasse" auch im Riesenreich an diesem Wochenende wohl wenig ändern.

"Wichtiger Tag" für die Scuderia

Nicht zuletzt deshalb titelte Rivale Ferrari auf seiner Homepage: "Ein wichtiger Tag." Die Scuderia gehört mit BMW-Sauber, Renault und Red Bull zu den Teams, die offiziell Protest einlegten. Neben der Hoffnung auf ein Verbot der Diffusoren wollen die "Roten" aber auch aus eigener Kraft den Anschluss wiederfinden - und den schlechtesten Auftakt seit 1992 im Turbo-Tempo vergessen machen. "Der China-Grand-Prix muss ein Wendepunkt nach einem schlechten Start in die Saison sein", hieß es auf der Homepage. Personelle Umstellungen inbegriffen: Teammanager Luca Baldisserri wird sich in Maranello als Bindeglied zwischen Strecke und Werk um die Weiterentwicklung des F60 von Vizeweltmeister Felipe Massa und Ex-Champion Kimi Räikkönen kümmern. Seine Aufgabe an der Rennstrecke wird Ingenieur Chris Dyer mitübernehmen.

Für die klagende Scuderia reisten Designer Nikolas Tombazis und Design-Berater Rory Byrne an die Seine sowie Anwalt Nigel Tozzi. Dieser beschrieb laut BBC Ross Brawn angeblich als "Person höchster Arroganz". Renaults Vertreter Andrew Ford sagte unterdessen laut "autosport.com", dass die Regelbehörde das Design bereits als illegal eingestuft habe, und das der Grund für den französischen Rennstall gewesen sei, die Variante nicht zu benutzen. Auch Red Bull hatte in seinen Planungen eine Lösung wie den Doppeldiffusor vorgesehen, wegen der negativen Antwort auf die Renault-Anfrage diese nach eigenen Angaben aber wieder verworfen.

Der Mitangeklagte Brawn zeigte sich seinerseits dagegen vor der Verhandlung zuversichtlich. "Ich wäre einfach überrascht, wenn das Berufungsgericht Entscheidungen über technische Sachen machen könnte - es ist eine komplexe technische Angelegenheit", wurde Brawn, pikanterweise einst Technischer Direktor bei Ferrari, zitiert. Mit dunklem Jackett und heller Hose sowie Rollkoffer an der Hand betrat der Brite, dessen Piloten Jenson Button und Rubens Barrichello ihre Erfolgsfahrten am kommenden Sonntag in Shanghai fortsetzen wollen, das Fia-Gebäude.

Das Argument der Gegner, die im Falle einer nötigen Nachrüstung bei einem Freispruch für Brawn, Williams und Toyota hohe Kosten auf sich zukommen sehen, wollte Brawn nicht gelten lassen. "Es gibt eine Menge Dinge, die die Teams voneinander kopieren, und da werden die Kosten auch nicht debattiert", sagte er.

Diffusor-Diskussion endet am Mittwoch

Mit welchem Urteil auch immer - möglicherweise könnten sogar die Ergebnisse der ersten beiden Rennen maßgeblich verändert werden - endet die Diffusor-Diskussion sportgerichtlich an diesem Mittwoch. In der Affäre um die Falschaussagen von Weltmeister Lewis Hamilton und dem mittlerweile entlassenen McLaren-Sportdirektor Dave Ryan steht die nächste Entscheidung am 29. April vor dem Weltrat an. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge soll die Fia nun Abschriften von BBC-Interviews mit Teamchef Martin Whitmarsh angefordert haben. Dabei geht es um die Frage, ob der Brite in die brisante Angelegenheit involviert war. Die Beantwortung dieser Frage könnte drastische Strafen nach sich ziehen.

DPA
Jens Marx/DPA

PRODUKTE & TIPPS