Ausgerechnet das jüngste Mitglied der Formel-1-»Familie« hat einen Blitzstart hingelegt: Als erstes Team präsentierte Neuling Toyota am Montag in Köln sein neues Auto für die kommende Saison. Die Fahrer Mika Salo und Allan McNish enthüllten vor einer ganzen Horde von internationaler Medienvertretern das bestens gehütete »Geheimnis«: den TF102. Das Rennfahrzeug ist in den Farben Weiß, Rot und Schwarz lackiert. Und »es wird auch sehr schnell sein«, versuchte Mika Salo, die Konkurrenz der elf anderen Teams zumindest verbal ein wenig zu beeinrucken.
Die Skepsis bleibt
Vor der Premiere beim Großen Preis von Australien in Melbourne herrscht trotz der erfolgreichen Präsentation vorwiegend Skepsis bei den Japanern. »Zurzeit haben wir mehr Sorgen als jemals zuvor. Wir wissen, dass 2002 für uns ein Lernjahr wird«, hielt sich der Schwede Ove Andersson zurück. Doch der Präsident der Toyota Motorsport GmbH plant mit seinem Multi-Kulti-Team von Mitarbeitern aus 30 Ländern Großes: »Eines Tages wollen wir die WM-Titel in der Konstrukteurs- und Fahrerwertung gewinnen.« Doch wann das sein wird, das weiß in Köln-Marsdorf keiner.
Geschuftet »wie verrückt«
Toyota startet fast aus dem Nichts. Erst vor zwei Jahren begannen die Arbeiten am Wagnis Formel 1. »Da war nur ein weißes Blatt Papier«, schilderte Motorsport-Chef Tsutomu Tomita die Anfänge. Aber bis zum »historischen« 17. Dezember 2001, von dem Andersson während der live nach Japan übertragenen Zeremonie in Köln sprach, ackerte das Team mit dem Österreicher Gustav Brunner als erfahrenem Chef-Designer an der Spitze »wie verrückt«. Allein zwischen März und November legten Salo und der Schotte McNish 20 967 Test-Kilometer zurück.
»Sie wollen Erfolge sehen«
»Qualifikation für jedes Rennen und so viele wie möglich zu Ende fahren«, lauten die vorerst kleinen Zielsetzungen. Der frühere Rallye-Pilot Andersson weiß um den Druck, den seine japanischen Geldgeber machen: »Sie wollen Erfolge sehen.« Die bisherigen Testfahrer Salo und McNish, der noch nie ein Formel-1-Rennen bestritten hat, strotzen vor Ehrgeiz. »Ich kann es gar nicht abwarten, bis es endlich los geht. Wir haben eine tolle Mannschaft, und das Auto ist phantastisch«, lobte Salo die Stimmung im Team und sein künftiges Arbeitsgerät.
Unerfahrene Fahrer
Der Finne ist erscheint auf dem Papier ungleich Formel-1-tauglicher als sein Kollege McNish. Der sammelte bisher lediglich als Testfahrer bei Benetton Formel-1-Erfahrungen. Übrigens genau zu der Zeit, zu der Michael Schumacher mit den Italienern seinen ersten WM-Titel holte. Salo begann damals mit zwei Rennen für Lotus seine Karriere, fuhr drei Jahre (1995 bis 1997) für Tyrrell, anschließend für Arrows, BAR, Ferrari und Sauber. Das eine Jahr Pause »bedeutet überhaupt kein Problem für mich, es wird mir nichts ausmachen, in Melbourne an den Start zu gehen«.
Jede Schraube ist neu
An den neuen Dienstfahrzeugen von Salo und McNish haben die Ingenieure seit Juni gebastelt. »Jede Schraube, jede Mutter, die ganze Elektronik - alles ist neu«, ließ auch Brunner Unsicherheit erkennen, ob die Toyotas konkurrenzfähig sein werden. Der V10-Motor »RVX-02« mit dem Sechsgang-Halbautomatikgetriebe ist in der Rennpraxis unerprobt. Das Chassis ist ein Karbon-Monocoque und bringt zusammen mit Motor und Fahrer 600 kg Gewicht mit. Bei den Reifen vertraut Toyota auf Pneus von Michelin.