"Heute kann es regnen, stürmen oder schneien, denn du strahlst ja selber wie der Sonnenschein." Diese Zeile aus einem Geburtstagslied wird für einen F1-Piloten auf dem Nürburgring zum Programm werden. Denn beim GP von Deutschland spielt der Wettergott oft Roulette und sorgt gern für die eine oder andere Überraschung.
"Du weißt nie, ob es regnet, die Sonne scheint, hagelt oder schneit. Oder alles vier zusammen", prophezeite auch Mark Webber. "Das Wetter wird wieder ein Thema sein, das wird interessant", erklärte Rekordweltmeister und Nürburgring-Rekordgewinner Michael Schumacher vor dem Heimrennen. Weltmeister und Webber-Kollege Sebastian Vettel von Red Bull hielt sich drei Tage vor dem Grand Prix auch deswegen mit Prognosen zurück: "Es ist schwer zu sagen, wer der Stärkste ist."
Die Wetterkapriolen drohen das Rennen oder zumindest die Qualifikation zum Glücksspiel zu machen. Für Samstag ist Regen vorausgesagt, Sonntagnachmittag soll es trocken sein. Am Donnerstag goss es teilweise aus Strömen, mehr als 14 Grad waren nicht drin.
Sieg am Nürburgring als Höhepunkt
"Die Lehre aus all den Erfahrungen ist, dass man nie Vorhersagen treffen sollte, wenn man an den Nürburgring kommt", betonte McLaren-Mann Lewis Hamilton. Der Weltmeister von 2008 will am Ring ebenso wie Teamkollege Jenson Button, Champion von 2009, nach deren enttäuschendem Heimrennen in Silverstone Wiedergutmachung im Revier des Titelverteidigers betreiben und den 95-Punkte Rückstand verkleinern.
"In meinem Weltmeister-Jahr bin ich Fünfter geworden und davor war meine beste Platzierung der dritte Rang 2004", erzählte Button: "Sagen zu können, dass man am Nürburgring gewonnen hat, wäre ein Höhepunkt, weil es so ein historischer und herausfordernder Ort ist." Durch das triste Wolkengrau, das am Donnerstag die meiste Zeit über dem Ring hing, wollen aber auch die Roten hervorstechen.
So wie zuletzt in Silverstone, als Fernando Alonso das Red-Bull-Duo Vettel/Webber auf die Plätze verwies. "Fernando ist ein weiser, alter Fuchs und er wird definitiv eine Kraft sein in den kommenden beiden Rennen", schrieb Webber daher in seiner Kolumne für den britischen Sender BBC.
Das wird interessant, oder: Schaun mer mal!
Das Gefühl in Silverstone sei nicht besonders schön gewesen, räumte Webber ein. "Unabhängig davon, wie gut es für meinen Teamkollegen Sebastian Vettel in der Fahrer- und Red Bull in der Konstrukteurswertung aussieht, magst du es nicht, wenn du geschlagen wirst", betonte Webber, der vor dem zehnten WM-lauf an diesem Sonntag (14.00 Uhr) mit 80 Punkten erster Vettel-Verfolger ist. Und einer mit besten Erinnerungen an den Nürburgring: 2009 feierte Webber dort seinen ersten Sieg in der Formel 1.
Fünf Mal und damit so oft wie kein anderer Pilot der F1 krönte sich Schumacher zum Sieger auf dem Nürburgring. Und am Donnerstag durfte er auch mal wieder in einem Sieger-Silberpfeil fahren: Im legendären W196, in dem Juan Manuel Fangio 1954 in Reims den ersten Mercedes-Sieg nach dem 2. Weltkrieg geholt hatte, spulte er auf der berühmt-berüchtigten Nordschleife ein paar Kilometer ab. "Ich hatte noch nie so viel Platz in einem Cockpit", meinte Schumacher.
Im neuen MGP W02 wird er indes keine Chancen auf einen Sieg am Sonntag haben. Schumacher will sich davon und den bisher eher bescheidenen Resultaten aber auch mit 42 Jahren nicht bremsen lassen. "Ich spüre keine Enttäuschung, ich spüre Kampfgeist", sagte er. "Dass zum Kämpfen auch Rückschläge gehören und dass es keine Garantien gibt, weiß ich seit vielen Jahren. Auch dass man immer wieder aufstehen muss", meinte der einst auch als Regengott gefeierte Rekordweltmeister. Und wer weiß, vielleicht spült ihn ja das typische Eifel-Wetter mit nach vorn. Wie meinte Schumacher doch: "Das wird interessant."