Formel-1-Kolumne Angriffslust der Roten

Von Elmar Brümmer, Magny-Cours
Ferrari hat die letzte Ausfahrt zurück ins Titelrennen genommen. Mit dem Doppel-Erfolg der Roten in Magny-Cours verschärft sich die Situation an der Formel-1-Spitze wieder - ab jetzt herrscht offener Schlagabtausch.

Nichts Besseres als dieser rote Überraschungsangriff hätte der Formel 1 zur Saisonhalbzeit passieren können. Nicht nur das Ergebnis, sondern die Art und Weise, wie dieser Doppel-Erfolg beim Großen Preis von Frankreich zustande kam, gibt die Marschrichtung für entscheidende zweite Hälfte der Weltmeisterschaft vor: Von jetzt an herrscht bedingungslose Kampflinie, auf den Test- wie auf den Rennstrecken!

Der Starfighter-Flügel, der die Front der siegreichen Dienstwagen von Felipe Massa und Kimi Räikkönen so martialisch aussehen lässt, ist das sichtbarste Zeichen dafür, dass sich die Scuderia ungeachtet aller internen Anlaufschwierigkeiten mit aller Macht und aller Kraft wieder zurück ins Titelrennen bugsieren will. Sie haben dem Motor – und damit dem ganzen Team – die Luftkühlung gebracht, die man so dringend benötigt. McLaren-Mercedes wurde dazu strategisch ausgekontert. Für die Rot-Runner war es nach dem Start nie ein Problem, den Sieg unter sich auszumachen. Generell gilt: Man kommt sich wieder näher...

McLaren-Mercedes für Silverstone besser gerüstet

McLaren-Mercedes scheint für das Heimspiel kommendes Wochenende in Silverstone dennoch besser gerüstet, als das Ergebnis vom Formel-1-Abschied aus Burgund annehmen lässt - der Kampfgeist bewegt sich immer noch auf McLaren-Niveau. Hamilton hat in der WM-Tabelle immer noch einen ordentlichen Vorsprung, und mit seinem achten Podiumsplatz in Folge hat er auf Massa nur zwei Zähler verloren, auf den direkten Verfolger und Kollegen Fernando Alonso sogar vier Punkte gewonnen. Schon jetzt steht fest, dass Hamilton auch als Tabellenführer Ende Juli auf den Nürburgring kommen wird.

Weltmeister Alonso ließ sich zumindest die Moral vom am Samstag zickigen Getriebe und der Rückstufung auf den zehnten Startplatz nicht versauen. Aggressiver als der Spanier ging niemand in Magny-Cours zu Werke, das rundenlange Duell mit Nick Heidfeld war - endlich einmal in diesem gewöhnlichen Boxen-Taktik-Spiel - Formel 1 vom Feinsten. Allerdings leistete sich der angeschlagene Champion im Eifer des Gefechts bei seinem starken Auftritt wieder ein paar Ausrutscher. Auch das ist ein Zeichen für eine viel versprechende Zukunft dieser Saison: Von nun an wird jedes Rennen zur Druck-Sache.

Foreml 1 geht in offenen Schlagabtausch

Wie man damit umgeht, zeigt das BMW-Team: Robert Kubicas Comeback auf dem vierten Platz hat nicht nur mit einem Überschuss an Motivation beim Unfallopfer von Montreal zu tun, Nick Heidfelds Emanzipation - trotz heftiger Rückenschmerzen - gegen Alonso wurde mit Rang fünf belohnt. Was wichtiger für den bayerischen Rennstall war: Das zuletzt aufstrebende Renault-Team muss seine Parole, schon wieder so stark wie das zur dritten Kraft aufgestiegene BMW-Team zu sein, reumütig zurückziehen. Aber auch hier gilt: Angesichts der allgemeinen Angriffslust geht die Formel 1 in den offenen Schlagabtausch über.

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